Das Drama der Rastplatzsituation ist bekannt – umso wichtiger, dem Fahrer bei der Ausstattung alles mitzugeben, was er für erholsame Pausen benötigt. Foto: shutterstock/Aleksandar Malivuk
Wie kann die Ausstattung helfen, den Fahrer im Alltag bestmöglich zu unterstützen? Toni Distelrath von der SVG Qualitäts- und Transport-Beratung GmbH hat sich mit dem Thema befasst.
Jeder Handwerker weiß: Das Werkzeug muss stimmen, sonst wird’s stressig. Zum Werkzeug des Fahrers gehört eindeutig auch das Cockpit. Wie sieht es also aus mit der Technik an Bord, wie gut ist die Standardausstattung und wo gibt es noch empfehlenswertes Potenzial? Toni Distelrath, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der SVG QTB, hat sich schon viel mit dem Thema beschäftigt:
„Ein ganz großes Thema, um das Leben am Arbeitsplatz sicherer und erträglicher zu machen, das heute aus meiner Sicht eigentlich Standard sein sollte, ist die Standklimaanlage. Leider hat der Gesetzgeber da etwas versäumt. Seit 2015 sehen wir eine deutliche Verbesserung und mehr Schutz für den Fahrer dadurch, dass Assistenten wie der Notbremsassistent Pflicht geworden sind. Da hätte man für meinen Begriff auch die Standklimaanlage mit reinnehmen müssen. Ganz einfach, weil sie maßgeblich fürs Wohlbefinden ist. Die Klimaautomatik ist prima, wenn das Fahrzeug fährt, nützt aber nichts in den Ruhezeiten. Im Sommer kann es in der Kabine schon mal bis zu 40 Grad warm werden, und dann soll der Fahrer da übernachten. Wie soll der erholt am nächsten Morgen aufwachen? Mit einer Standklimaanlage sieht das ganz anders aus. Meiner Erfahrung nach ist nur etwa die Hälfte aller Fahrzeuge damit ausgestattet. Dabei kann der Unternehmer sich das sogar fördern lassen, 80 Prozent könnten vom Staat übernommen werden, sodass die Kosten durchaus im Rahmen bleiben. Zugleich profitiert der Fahrer aber erheblich davon.
Man muss zudem mal gegenrechnen: Im Hochsommer lassen viele Fahrer während der Pause ihren Motor laufen, damit die Klimaanlage funktioniert. Da geht über die Zeit eine ganze Menge Diesel weg, vielleicht so 20 Liter pro Nacht. Das läppert sich schnell weit über den Kaufpreis der Standklimaanlage hinaus.
Ein gut ausgeschlafener Fahrer fährt auch besser und sicherer, hier kann auch die Matratze eine Rolle spielen. Da gibt es die unterschiedlichsten Varianten, und sicher gibt es einen Preisaufschlag für hochwertige Modelle. Die Differenz rechnet sich aber meist schon dadurch, dass der Fahrer der Firma treu bleibt.
Grundsätzlich ist die moderne technische Ausstattung eines Lkw sehr gut, schon allein weil mehrere Assistenzsysteme mittlerweile vorgeschrieben sind. Mit Abbiegeassistent und Notbremsassistent zum Beispiel ist schon mal eine große Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Fahrer wesentlich sicherer unterwegs sind. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Bremswirkung wirklich hervorragend ist.
Komfort ist kein Luxus
Auch in der Kabine hat sich vieles positiv entwickelt. Nehmen wir als Beispiel den Fahrersitz, der ja über viele Stunden des Tages im Einsatz ist. Der Komfortschwingsitz ist mittlerweile schon fast Standard, aber man muss sagen, auch der Basis-Sitz ist mittlerweile von guter Qualität, was den Komfort angeht. Generell spreche ich mich dafür aus, dem Fahrer eine Top-Ausstattung zu gönnen, weil er den Komfort braucht. Die Hersteller bieten eine Vielzahl an Kabinengrößen für die unterschiedlichsten Anwendungen. Insbesondere im Fernverkehr sollten Kabinen mit Stehhöhe der Standard sein.
Sehr schön ist die heute oft zu findende farbliche Trennung von Arbeits- und Wohnraum in der Kabine. Viele Spediteure wissen, dass sie damit bei den Fahrern gut punkten können. Solche Sachen sind wichtig, weil es kaum eine Berufsgruppe gibt, die sich so sehr wie Fahrer mit ihrem Arbeitsgerät identifiziert. Deshalb kann ich generell auch nur empfehlen, die Bestellung zusammen mit dem Fahrer auszulösen. Sicherlich wird der Unternehmer dabei aber Grenzen vorgeben, es muss ja längst nicht immer der stärkste Motor sein.
Für Fernfahrer ganz klar ein großes Plus ist die Mikrowelle. Das ist gut investiertes Geld, damit der Fahrer zufrieden ist. Die kann man noch prima mit einem vernünftigen Kühlschrank ergänzen, in den man auch eine stehende Flasche reinbekommt.
Wenn man dann mal Richtung Aufbau schaut, dann ist wichtig, dass gut funktionierende Ladungssicherungsmittel zur Verfügung stehen, dass der Fahrer vernünftige Auf- und Abstiege hat. Oder im Kipperbereich automatisiert schließende Verdecke. Das ist gut für den Komfort, aber ganz besonders für die Sicherheit. Keiner sollte bei Wind und Wetter in knapp vier Meter Höhe mit Leiter und Plane hantieren müssen.
Mehr als Komfort, nämlich Sicherheit
Jetzt im Winter wieder besonders im Fokus und – bei kaltem Wetter – ein allmorgendliches Ärgernis: Eisplatten auf der Plane der Aufbauten. Für die Entfernung gibt es technische Lösungen, die nicht nur komfortabel sind, sondern ein erheblicher Sicherheitszugewinn sind.
Besser technische Lösungen nutzen
Besonders kritisch wird es im Winter. Da muss der Fahrer ja seinen Aufbau von Eisplatten befreien. Das kann brandgefährlich werden, da sehen wir viel zu oft schwere Unfälle. Dafür gibt es heute technische Lösungen, zum Beispiel Luftbälge, die unter der Plane aufgeblasen werden. Die sorgen dafür, dass erst gar keine Eisplatten entstehen, weil das Wasser ablaufen kann. Mancherorts haben Raststätten Gerüste für die Fahrer, aber im Winter bilden sich da gern lange Schlangen, sodass es einfach viel zu lange dauert, bis man wieder auf die Straße kann.
Denn generell gilt: „Tätigkeiten, die vom Boden aus verrichtet werden können, sollten auch vom Boden verrichtet werden. Hierdurch werden lebensgefährliche Abstürze zuverlässig vereitelt.“
Der beste Sitz nutzt wenig, wenn er nicht auf das Körpermaß des Fahrers eingestellt ist.
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Im Sommer wie im Winter eigentlich ein Muss bei langen Touren: die Standklimaanlage.
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