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Mit KI schneller den abendlichen Parkplatz finden – das Projekt Smart Optimized Lorry Parking (SOLP) hat das Potenzial, zum täglichen Helfer von Truckern und Disponenten zu werden.
Wenn die schier endlosen Lkw-Kolonnen über die deutschen Autobahnen rollen, spielt sich ein tägliches Drama ab: Ab dem späten Nachmittag suchen müde Fahrer verzweifelt nach einem regulären Stellplatz. Doch was finden sie? Überfüllte Rastplätze und kein freier Stellplatz in Sicht. Um Lenkzeitverstöße zu vermeiden, stellen viele Fahrer ihren Lkw notgedrungen verkehrswidrig und unfallträchtig ab.
Genau hier setzt das Forschungsprojekt SOLP (Smart Optimized Lorry Parking) an. Mit den Konsortialpartnern BLUE Consult, KRAVAG, SVG und dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut, gefördert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, entsteht ein digitales System, das mithilfe innovativer Technologien die Parkplatzsuche für Lkw-Fahrer verbessern soll. Kern der selbst gestellten Aufgabe: ein KI-gestütztes Prognosesystem zu entwickeln, das Lkw-Fahrer und Disponenten über freie Stellplätze entlang der genutzten Lkw-Routen informiert.
„Mit SOLP wollen wir einen wichtigen Beitrag zu einer effizienteren Nutzung der vorhandenen Parkflächen an und neben Bundesautobahnen leisten und gleichzeitig die Verkehrssicherheit erhöhen“, sagt Christoph Winkelhage, der Projektleiter des Forschungsprojekts. „Wenn es uns gelingt, dem Fahrer gegen Ende seiner Lenkzeit eine möglichst zuverlässige Vorausschau darüber zu geben, wo er seine vorgeschriebene Ruhezeit verbringen kann, reduziert das nicht nur seinen Stresspegel, sondern fördert auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz.“ Genauso müsse man, so Winkelhage, den wirtschaftlichen Vorteil sehen: Kürzere Suchzeiten senken die Kosten für die Speditionen, Sicherheit und Zuverlässigkeit der Transporte können erhöht und damit die Kundenzufriedenheit verbessert werden.
Wichtig zu wissen: Das Projekt läuft noch bis Ende 2024 und ist weiterhin auf der Suche nach Partnern. So können Speditionen, Anbieter von Telematiksoftware und Navigationssystemen sowie öffentliche Stellen mit ihrem Erfahrungswissen, dem Branchen-Know-how oder der Bereitstellung relevanter Daten unterstützen.
Der Aufbau eines entsprechenden Ökosystems zur Entwicklung und Erprobung der SOLP-Plattform und Services ist eine wesentliche Aufgabe zur Schaffung eines geeigneten Rahmens für das Projekt. Das Interesse und Entgegenkommen ist bislang groß, betont David Kohn, der SOLP für den Partner KRAVAG vorantreibt: „Wir gehen hier ein gesellschaftlich relevantes Problem an. Staat, Unternehmer, Fahrer – alle würden profitieren, wenn das Problem gelöst würde.“
Perfekte Daten gesucht
Wie in jedem KI-Projekt ist die Schaffung einer geeigneten Datenlage auch für SOLP von zentraler Bedeutung und Voraussetzung zur angestrebten Entwicklung des digitalen Prognosesystems. Das besondere Augenmerk der Projektarbeit liegt daher nach wie vor auf der Identifikation, der Bereitstellung und Aufbereitung der relevanten Daten. Die verwendeten KI-Modelle berücksichtigen und verknüpfen verschiedene Faktoren und Daten aus einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen, wie etwa Parkplatzdaten und Daten zur Parkplatzbelegung, Verkehrsmuster oder auch Wetterbedingungen. „Der große Vorteil der KI ist die Bewältigung großer Datenmengen in Kombination mit der Fähigkeit, die darin beispielsweise verborgenen Muster zum Belegungsverhalten von Parkplätzen zu erkennen“, sagt Winkelhage. Unter Berücksichtigung aktueller Daten zum Verkehrsfluss können dann auf aktuelle Abfrage Informationen für das Fahrpersonal darüber generiert werden, welche Stellplätze voraussichtlich zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar sein werden.
Ziel: eine offene Technologieplattform
Bereitgestellt wird das digitale Prognosesystem von SOLP als zentraler Service einer offenen Technologie-Plattform im Internet. Auf der technischen Ebene wurde ein cloudbasiertes, modulares und skalierbares System eingerichtet, dass sich über eine offene Schnittstelle, die SOLP-API, mühelos in die bereits vorhandene Software-Architektur der Unternehmen und die hier genutzten Telematiksysteme einbinden lässt. „Der Trend zu offenen Systemen und integrierten Lösungen im Markt ist klar erkennbar. Proprietäre Einzellösungen sind nicht mehr zeitgemäß und von den Nutzern auch nicht mehr gewünscht“, berichten Winkelhage und Kohn aus ihren Zielgruppen- und Marktanalysen.
Noch gibt es viel zu tun. „Aber zu sehen, wie sich nach und nach alles fügt, ist eine große Freude für mich“, so Christoph Winkelhage. „Für mich ist dieses Projekt auch ein Augenöffner“, ergänzt David Kohn. „Hinter jedem Lenkrad sitzt ein Mensch, der sicher nach Hause kommen möchte. Das ist die Motivation, die uns alle im Projekt antreibt.“
Partner gesucht: Das SOLP-Projekt läuft noch und ist offen für weitere Beteiligungen. Foto: Shutterstock/Mikbiz