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Zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung kamen die Unternehmerinnen und Unternehmer des Fachverbandes Güterkraftverkehr und Logistik Hessen in Bad Hersfeld zusammen. Rund 100 Teilnehmer folgten der Einladung ins dortige Hotel am Kurpark. Eine attraktive Ausstellung rund um Branchenthemen begleitete die Veranstaltung.
Gleich zum Auftakt machte Vorstandschef Claus-O. Herzig keinen Hehl daraus, dass es einen ganzen Strauß von Themen gibt, die ihm und seinen Kollegen Sorgen bereiten. Der Bogen spannt sich von der Maut über den akuten Fahrermangel bis hin zu fehlenden Stellplätze für Lkw an den Autobahnen. Darüber hinaus resultierten aus den zahlreichen extrem langen Autobahn-Baustellen „hohe Sicherheitsrisiken für unsere Fahrer“, hob Herzig hervor. Als kritische Punkte erwähnte er die gesperrten Bundesstraßen sowie die Kostensteigerungen, die nicht zuletzt mit den Entwicklungen bei Löhnen, Versicherungen, Sprit und den Vorhalteaufwendungen für Fahrzeuge zusammenhingen.
Gegen Sozial-Dumping
Hochkarätige Gäste konnte der Verband begrüßen. So meldete sich Mathias Samson zu Wort. Der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung wandte sich den ungleichen Wettbewerbsbedingungen zu, die die Lage zwischen Unternehmen und Fahrern aus verschiedenen Ländern Europas kennzeichnen.
„Das hier zu beobachtende Sozial-Dumping ist ein großes Problem“, unterstrich Samson. Es gelte, gemeinsam politischen Druck aufzubauen, um die Wettbewerbsverzerrungen zu beenden und neue Standards zu setzen. Der Kasseler Regierungspräsident
Dr. Walter Lübcke unterstrich, dass sich sein Haus als Dienstleistungsbehörde verstehe und entsprechend handele. Selbst kompliziert erscheinende Probleme ließen sich in Gesprächen lösen; dieser Weg sei ungleich vorteilhafter als Gerichte mit den Sachverhalten zu beschäftigen.
Jürgen Lenders, Abgeordneter des Hessischen Landtags und Mitglied der FDP-Landtagsfraktion, hob die Bedeutung der Logistik für den Wirtschaftsstandort Hessen hervor. Nach seinen Worten wäre es wünschenswert, wenn sich noch mehr Start-Ups in der Branche engagierten. Der digitale Frachtbrief müsse mehr Gewicht erhalten. „Bislang ist die Kette in dem Zusammenhang nicht durchgängig“, kritisierte Lenders und forderte dazu auf, Innovationen intensiver zu fördern. Torsten Warnecke, Landtagsabgeordneter und als Repräsentant der SPD-Fraktion unter anderem im Haushaltsausschuss sowie in der Umwelt sowie
Klimapolitik aktiv, skizzierte die Situation der Fahrer und deren Herausforderungen. Um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, gelte es, so der Bad Hersfelder, zusätzliche freie Lkw-Parkplätze auszuweisen.
„Warum sollte das eigentlich nicht in unserer Region passieren?“, fragte der Politiker rhetorisch – und überreichte Herzig als Gastgeschenk eine Stracke, eine typische Wurstspezialität seiner Heimat.
„Stolz auf Ihr Gewerbe!“
Im gewerbepolitischen Vortrag skizzierte Prof. Dirk Engelhardt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), „aktuelle Entwicklungen in der Branche“ sowie in seiner Institution. Er wandte sich den erfolgreichen Bemühungen um den verbrauchsarmen Lkw zu und berichtete von Anstrengungen zur CO₂-Reduktion. Engelhardt skizzierte die Diskussionen rund um das EU-Mobilitätspaket in Brüssel und bedauerte, dass es dort „keine Einigung im Hinblick auf die Lenk- und
Ruhezeiten“ gegeben habe.
Der Hauptgeschäftsführer blickte ins Jahr 2050 voraus und beschäftigte sich mit Prognosen, wie sich die Transportleistung der Verkehrsträger bis dahin entwickeln werde. „Der Anteil des Lkw wird sich von 70 auf 80 Prozent erhöhen“, so Engelhardt.
Insofern „haben Sie als Mitglieder des Verbands allen Grund dazu, stolz auf Ihr Gewerbe zu sein. Tragen Sie das auch nach außen“, forderte er die Teilnehmer auf.
Rechtsanwalt Sebastian Gaubatz beleuchtete vielfältige arbeitsrechtliche Fragestellungen. Der Jurist verwies darauf, dass sich die Mitglieder des Verbands in dem Kontext kostenlos beraten lassen können. Komme es zum Verfahren, falle eine Pauschale
an. Gaubatz rief die Unternehmer dazu auf, entsprechende Mustervorlagen zu nutzen.
Hahner nun Ehrenmitglied
Eine große Ehre wurde Emil Hahner zuteil. Er hatte 2004 den Fernfahrer und Unternehmerstammtisch am Rasthof in Kirchheim ins Leben gerufen. Dieser läuft seither monatlich und beschäftigt sich vornehmlich mit Themen rund um die Verkehrssicherheit. Emil Hahner, 1. PHK a.D., organisiert die Veranstaltungen, kümmert sich um Referenten, nutzt seine vielfältigen Kontakte und steht stets
als Ansprechpartner zur Verfügung.
Dieses außergewöhnliche Engagement nahm Claus-O. Herzig zum Anlass, eine außergewöhnliche Auszeichnung vorzunehmen. „Wir möchten Ihnen auf unsere Weise ganz herzlich Dankeschön sagen“, wandte er sich an den Osthessen und fuhr fort: „Es ist uns ein Anliegen, Sie mit der Ehrenmitgliedschaft unseres Verbandes zu würdigen – eine Auszeichnung, die wir in unserer gesamten
Geschichte zuvor überhaupt erst zweimal verliehen haben“, erklärte der Vorstandsvorsitzende und überreichte Hahner die Urkunde dazu.
„Ich bitte Sie, machen Sie weiter so“, gab Herzig dem sichtlich berührten 70-Jährigen mit auf den Weg. In seinen Dankesworten blickte Hahner, der vor zehn Jahren in den Ruhestand gegangen war, auf die Anfänge des Stammtischs zurück. Es habe sich eine tolle, engagierte Gruppe gebildet seit jener ersten Veranstaltung, die seinerzeit in Lehnerz stattfand. Mal seien fünf Fahrer dabei
gewesen, mal waren es 15. Unabhängig von der Anzahl seien zahlreiche Netzwerke entstanden, die sich der Verkehrssicherheit verbunden fühlten.
Das ist mir wichtig. Die Sicherheit im Straßenverkehr müssen wir weiter voranbringen. Der Aufwand lohnt sich.
Beifall für Jung und Hoefs
Während der Mitgliederversammlung würdigten die Unternehmerinnen und Unternehmer einen verstorbenen Aktiven aus ihren Reihen. Zum Gedenken an Hans Heidelmann erhoben sie sich zu einer Schweigeminute. Fachverband-Geschäftsführer Klaus
Poppe erläuterte den Jahresbericht 2017. Bei Aufwendungen in der Größenordnung von 667.000 Euro ergab sich ein Überschuss von knapp über 37.000 Euro. Aktuell gehören dem Verband 510 Mitglieder an, die für 3.152 Fahrzeuge in Hessen stehen.
Den Haushaltsplan für 2018 stellte Eugen Jung vor. Dann rückte die im Intranet präsente BGL-Vorteilswelt in den Fokus.
Keine Frage, es lohnt sich! Zahlreiche Mehrwerte winken den Mitgliedern, die auf dem Weg gewonnen bzw. gebunden werden sollen. Ein Beispiel markiert die Initiative „Park Your Truck“, bei der es darum geht, Parkplätze im Vorfeld zu buchen und so Kosten
zu sparen. „Nutzen Sie die Vorteile und loggen Sie sich ein“, riet Poppe.
Einstimmig wählten die Teilnehmer Unternehmer Claus-O. Herzig erneut zum Vorstandsvorsitzenden des Verbands. Mit dem gleichen klaren Votum sandten sie Gerald Diegelund Axel Keiper als Stellvertreter in das Leitungsgremium. Den Vorstand komplettieren Victoria Herzig sowie Anja Blieder-Hinterlang.
Um den Weg für jüngere Kandidaten freizumachen, hatten die langjährigen Vorstandsmitglieder Eugen Jung und Manfred Hoefs darauf verzichtet, sich wieder zur Wahl zu stellen. Mit Standing Ovations würdigten die Mitglieder das Duo und deren Verdienste um den Verband. Jung war seit 1986 im Vorstand tätig gewesen. Außerdem hatte er sich als Handelsrichter sowie in der Industrie und Handelskammer engagiert. Für viele im Verband galt der passionierte Jäger als ruhender Pol und Mediator, wenn es einmal galt, unterschiedliche Auffassungen auszugleichen.
Die beiden jungen Damen, die jetzt in den Vorstand aufgerückt sind, tun unserem Verband gut. Jetzt ist die richtige Zeit, dass eine neue Generation Verantwortung übernimmt.
Eugen jung
Hoefs hatte sich bereits als Junior eingebracht. Seit Oktober 2000 war er Mitglied des Leitungsgremiums gewesen und hatte sich unter anderem um den Tarifausschuss gekümmert. „Die vergangenen 18 Jahre habe ich gern im Vorstand mitgewirkt. Mein
Dank gilt den Kollegen und der Geschäftsstelle“, erklärte Hoefs.
Zu Rechnungsprüferinnen bestimmt wurden Carola Bürger und Sabine Ebner-Stucke. Als Schiedsrichter bei einem eventuellen Dissens werden Anja Blieder-Hinterlang, Claus-O. Herzig und Axel Keiper zur Verfügung stehen.
„Wir sind der Benchmark“
Claus-O. Herzig bedankte sich für das Vertrauen. Er werde die Aufgabe als Vorsitzender „mit viel Herzblut“ wahrnehmen. Der Unternehmer rief die Verbandsmitglieder dazu auf, mit Selbstbewusstsein und Stolz am dynamischen Logistikmarkt zu agieren
und diese Haltung auch auf ihre Fahrer zu übertragen. „Schließlich sind wir der Benchmark“, gab der alte und neue Vorstandschef den Teilnehmern der Mitgliederversammlung mit auf den Heimweg – und machte bereits aufmerksam auf den Termin der nächsten Mitgliederversammlung: Samstag. 21. September 2019.