Credits: shutterstock/Lushengyi, WM Logistik

Innerhalb von weniger als zehn Jahren hat Unternehmensgründer Christoph Wydra seine Firma WM Logistik zu einem großen internationalen Player in der Logistik für die E-Commerce-Branche gemacht.

Los ging’s in seinem Gästezimmer. Christoph Wydra, heute 34 Jahre alt, hatte gerade seine Ausbildung als Speditionskaufmann bei einem mittelständischen Betrieb ab-geschlossen, als er sich 2015 selbstständig machte. Ein PC im Gästezimmer und zwei mitgenommene Kunden aus dem Bereich Seefracht-Import waren die Basis. Heute beschäftigt WM Logistik 35 Mitarbeiter an Standorten in Eichenzell, nahe des Frankfurter Flughafens, und in Hamburg, ist in 192 Ländern aktiv und bewegt über 2200 Sendungen pro Woche.

Maßgeschneiderte Dienste für den E-Commerce

Wie kam ein solcher Erfolg zustande? „Wir haben unsere Prozesse dem E-Commerce angepasst und uns so weiterentwickelt, dass wir alles aus einer Hand bieten können“, erklärt Managing Director Christoph Wydra. Maßgeschneiderte Dienste für E-Commerce-Händler oder Industrieunternehmen, die Amazon als Verkaufsplattform nutzen, waren der entscheidende Schritt. FBA und FBM heißen die Zauberworte. „Fulfillment by Amazon“ (FBA) bedeutet, dass ein Amazon-Händler die gesamte logistische Abwicklung an den Versand-Konzern outsourced; „Fulfillment by Merchant“ (FBM), dass der Händler die Logistik selbst übernimmt oder an einen Dritten weitergibt. In beiden Fällen kommt WM Logistik als Dienstleister ins Spiel. Um die entsprechenden Services bereitstellen zu können, musste Wydra eine ganz besondere internationale Infrastruktur aufbauen.

Mit den fünf größten chinesischen Seehäfen von Shenzhen bis Qingdao ist WM Logistik vernetzt und lässt dort eigene Sammelcontainer für sich packen, mit wöchentlichen Abfahrten. Am wichtigsten Standort, Shanghai, gehen teilweise zwei bis drei Container pro Woche raus.

Die Waren aus diesen Containern werden bei vollständig eigener Zollabwicklung nach Eichenzell geliefert, dort ausgepackt und im Hochregallager eingelagert. Geht dann eine Kundenbestellung ein, landet sie direkt bei WM Logistik, wo ein Mitarbeiter die Artikel heraussucht und versendet.

Mit dem neuen Lagersystem kann ich das Vierfache an Volumen mit der gleichen Mitarbeiteranzahl bewegen.

See-, Bahn- und Luftfracht

Diesen Service bietet das Unternehmen nicht nur für Amazon, sondern auch für andere Online-Shops im Multichannel durch sein eigenes Fulfillmentcenter an. Und neben Seefracht können Kunden auch Bahn- und Luftfracht buchen. Für die Zubringerdienste zu See-, Flug- und Bahnhöfen arbeitet WM Logistik mit Subunternehmen zusammen. Zu den weiteren Diensten des Logistikers zählen allgemeine Pick&Pack-Leistungen, Labeling und ein Retouren-Handling. Dass bei dieser Art von Speziallogistik digitalen Tools eine extrem große Bedeutung zukommt, liegt auf der Hand. Die enge Verzahnung mit den Kunden erfordert eine sichere, reibungslos funktionierende IT. Um eine nahtlose Rückübermittlung der Daten zum jeweiligen Onlineshop zu gewährleisten, gibt es ein besonderes Sicherheits-Feature. Die Systeme und Schnittstellen zu den Marktplätzen funktionieren reibungslos, dennoch wird zusätzlich als Sicherheitsmaßnahme eine proaktive Kontrolle durch einen Mitarbeiter durchgeführt.

Effizienzsteigerung durch Digitalisierung

Intern bietet die Digitalisierung vor allem Potenziale zur Effizienzsteigerung. Ein schneller Zugriff auf die zahllosen Lagerplätze, die des 10.000 Quadratmeter großen Hochregallagers ist dabei das oberste Ziel. Im FBM-Bereich hat das Unternehmen eine neue Lager-Software implementiert und ist gerade dabei, sie für FBA zu adaptieren. Schon jetzt sieht Wydra große Fortschritte: „Bislang brauchten zwei Kolleginnen für 200 Bestellungen einen ganzen Tag, und da sind auch viele Fehler passiert. Jetzt haben wir es so optimiert, dass sie zu zweit 200 Bestellungen in maximal zwei Stunden bearbeiten.“ Auch Nachhaltigkeit ist für WM Logistik ein wichtiges Thema. Mit Photovoltaikelementen auf dem Hallendach wird Strom erzeugt, mit dem unter anderem die elektrischen Stapler und anderen Flurförderzeuge betrieben werden. Um seinen ökologischen Fußabdruck weiter zu senken, unterstützt das Unternehmen außerdem ein Agroforst-Projekt in Brasilien. Von wirtschaftlichen Problemen und der zwischenzeitlichen Stagnation im E-Commerce war WM Logistik bisher wenig betroffen.

Die breite und internationale Aufstellung hat Einbußen verhindert. Die größte Herausforderung:

Für uns ist aktuell die größte Herausforderung, dass unsere Prozesse mit dem Wachstum Schritt halten.

Ein eigenes Büro in China, wenn es sich denn rentabel betreiben lässt, nennt er als eines seiner Ziele. Weitere Standorte in Europa will er nicht gründen. „Wir sind nicht regional gebunden, unsere Kunden sind überall ansässig – von Bali bis Zypern.“ Die Lage der Unternehmenszentrale in Eichenzell im Landkreis Fulda findet Christoph Wydra weiterhin sinnvoll: „Wir sind hier in der Mitte Deutschlands und Europas. Es hat schon seinen Grund, warum in der Region die ganzen Hubs sind.“

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