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Der Einsturz der Dresdener Carolabrücke lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Zustand der Brücken. Wie sieht es eigentlich mit den Brücken in Hessen aus? Ein Überblick in Zahlen:
Sie überspannen Flüsse, Täler oder andere Verkehrswege und verkürzen so in der Regel die Fahrtzeit für diejenigen, die sie nutzen: Brücken. Doch die komplexen, an Brücken wirkenden physikalischen Kräfte, eine hohe Nutzung und tendenziell immer schwerer werdende Fahrzeuge stellen immense Belastungen für die Brücken dar. In den vergangenen 50 Jahren haben sich die zulässigen Gesamtgewichte für Lkw von 24 Tonnen auf 44 Tonnen erhöht, die zulässigen Achslasten wurden von sieben auf 11,5 Tonnen angehoben. Diese Faktoren tragen definitiv ihren Teil dazu bei, dass Brücken vorzeitig altern und verschleißen.
Zwei Arten von Prüfungen
Insgesamt 5080 Brücken prüft das Land Hessen auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen regelmäßig nach der Norm DIN 1076 („Ingenieurbauwerke im Zuge von Straßen und Wegen, Prüfung und Überwachung“). Diese Norm sieht eine zweistufige Prüfung vor: Alle sechs Jahre erfolgt eine Hauptprüfung, bei der Brücken unter Einsatz von Hilfsmitteln wie Leitern, Gerüsten oder Brückenbesichtigungsgeräten geprüft werden. Drei Jahre danach ist dann eine einfache Prüfung dran, bei der ohne Technikeinsatz die Brücken im Rahmen einer intensiven erweiterten Sichtprüfung untersucht werden. Im Verwaltungsjargon spricht das Land von Brücken-Teilbauwerken. Eine Brücke für eine Fahrtrichtung und eine zweite für die Gegenrichtung werden demnach als zwei Teilbauwerke gezählt. 5413 solcher Teilbauwerke überprüfen die Behörden insgesamt. Dabei wurde im Jahr 2023 bei 230 Teilbauwerken – das entspricht ca. 4,25 Prozent des Bestandes – ein Bauwerkszustand ermittelt, der kurz- bis mittelfristig eine Instandsetzung erforderlich macht.
Hessen schneidet nicht gut ab
Das bedeutet aber nicht, dass diese Brücken alle marode wären. Bereits kleinere Reparaturen, wie der Austausch von Geländern oder die Erneuerung von Schutzplanken, fallen in diese Kategorie. Wie viele Brücken dramatische Mängel aufweisen, war vom Ministerium nicht zu erfahren. In einer aktuellen Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken schnitt Hessen allerdings nicht gut ab. Von 3786 bundesweit untersuchten Autobahnbrücken mit einer Länge von mehr als 50 Metern wurden 378 als „nicht ausreichend“ und 43 als ungenügend eingestuft. Und von den insgesamt 100 am schlechtesten bewerteten Autobahnbrücken befinden sich 19 in diesem Bundesland.
3000 km
Bundesstraßen gibt es in Hessen
984 km
Autobahnen gibt es in Hessen
5080 Brücken
auf hessischen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen
65.012 Fahrzeuge
waren 2015 im Schnitt täglich auf hessischen Autobahnen unterwegs, das sind 29% mehr als im Bundesdurchschnitt
1066 m
misst die längste Brücke, auf der Hochstraße Wetzlar B49
2 m
lang ist die kürzeste Brücke. Sie führt über den Leimbach bei Eiterfeld, L3380
26 m
misst die höchste Brücke, sie führt über die Fulda, die Kreisstraße K29 und die Deutsche Bahn bei Malsfeld, Kreisstraße K15
1450
wurde die älteste, noch in Betrieb befindliche Brücke im mittelhessischen Runkel gebaut. Sie führt im Zuge der Landesstraße L3020 über die Lahn
79 Mio. Euro
hat das Bundesland Hessen 2024 in die Sanierung und Erneuerung von Brücken investiert. Bis 2027 sind weitere 169 Millionen Euro dafür geplant