Credit: Spedition Wennekamp (3)

Wo setzen Transportunternehmer aus Hessen an, um ihre Verbräuche im Rahmen zu halten? Wir haben nachgehakt – bei Christoph Wennekamp, dem Chef der gleichnamigen Spedition in Steinbach im Taunus.

Christoph Wennekamp und seine Schwester Simone leiten seit 2004 die Geschäfte bei der Spedition Wennekamp. Der Betrieb aus dem Taunus hat sich in den vergangenen Jahren vor allem mit Lebensmitteltransporten einen Namen gemacht. Ein anspruchsvoller Job, der seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine nicht einfacher geworden ist. „Der Betrieb unserer Kühlhäuser hat sich durch die sprunghaft gestiegenen Energiepreise deutlich verteuert“, sagt der 48-Jährige. Auch in vielen weiteren Bereichen haben sich die Aufwendungen enorm erhöht, allen voran beim Neufahrzeugkauf und den Gehältern. Weil zudem eine saftige Erhöhung der Lkw-Maut zum kommenden Jahr im Raum steht, ist für den Unternehmer klar: „Transport darf sich auf keinen Fall verbilligen!“
Das allein wird nicht reichen, weswegen bei der Spedition Wennekamp nicht zuletzt eines im Fokus steht: das Drosseln des Verbrauchs.


„Wobei sich das durch die aktuelle Situation nicht groß geändert hat, weil wir darauf schon immer sehr intensiv geachtet haben“, so Christoph Wennekamp, der als Chef des 70-Mitarbeiter-Betriebs auch die Verantwortung für den etwa 40 Lkw und 60 Trailer großen Fuhrpark trägt. Dem Unternehmen kommt derzeit zugute, dass es mit allen Großkunden Dieselfloater vereinbart hat.

„Wir mussten im vorigen Jahr aber trotzdem verhandeln: über die Laufzeiten der Floater.“ Es sind bekanntlich viele Faktoren, die den Verbrauch beeinflussen. Bei welchem setzt Wennekamp zuerst an? „Der größte Stellhebel ist der Fahrer“, sagt der Unternehmer, der selbst über Erfahrung hinterm Steuer verfügt. Daher nutzt er die Möglichkeiten seines Telematiksystems voll aus, indem er etwa Verbrauchsdaten der Fahrer mitunter nicht nur monatlich checkt, sondern pro Tour.

„Vor allem aber werte ich intensiv Fahrstile aus.“ Wie bremst ein Fahrer, wie beschleunigt er, nutzt er die Schubkraft des Trucks hinreichend aus? „Zeigen sich dabei Defizite, arbeiten wir sie mit unserem festen Fahrpersonal regelmäßig auf.“ Immer wieder nehmen Fahrer der Spedition an Eco-Trainings teil, angeboten von den Truck-Herstellern oder von der SVG Hessen. „Das hat einen großen Effekt, der aber mit der Zeit nachlässt“, sagt Christoph Wennekamp. „Deshalb betrachte ich das als kontinuierlichen Prozess. Fahrer, die lange bei uns sind, haben schon an drei, vier Trainings teilgenommen.“

Wie viele andere Unternehmer wird auch Christoph Wennekamp in den kommenden Jahren viele altgediente und aufs Spritsparen
geeichte Kräfte in den Ruhestand verabschieden müssen. „Dann stellt sich die Frage, wie ich einen Fahrer mit 30 Jahren Erfahrung adäquat ersetze.“ Wie schnell findet sich ein Nachfolger? Hat dieser schon Eco-Trainings absolviert? Hat er überhaupt Interesse, sich mit dem Verbrauch zu beschäftigen? Um die Motivation zu steigern, arbeiten wir mit Prämien für gute Werte, sagt Wennekamp. Und betont, diese Aufgabe sei mit Fingerspitzengefühl anzugehen.

Schließlich soll die Motivationshilfe für den einen Fahrer nicht bei zwei anderen, die leer ausgegangen sind, Frustration auslösen. Hersteller machen guten Job Zweiter Stellhebel für niedrige Verbräuche ist das Fahrzeug. „Im Grunde sind alle aktuellen Lkw gut“, so Christoph Wennekamp.
„Die Hersteller machen einen wirklich guten Job. Wenn ein Fahrzeug überhaupt einmal mehr oder weniger verbraucht als ein anderes, dann sind das Nuancen.“ Umso mehr geht es um Ausstattung und Wartung. So hilft in allen Lkw der Spedition der GPS gestützte Tempomat beim kraftstoffsparenden Fahren. Solange, wie es die Straßenverhältnisse im Jahreslauf zulassen, fahren die Trucks auf der Antriebsachse mit Spritsparreifen. Der Reifendruck wird mit Sensoren überwacht.
Für die regelmäßige Instandhaltung der Lkw sorgt das Team der unternehmenseigenen Werkstatt. „Das gibt uns viel mehr Flexibilität“, sagt Wennekamp. „Schließlich ist die Personallage bei vielen Anbietern heute angespannt, sodass wir für einen Reifenwechsel unter Umständen einfach zu lange warten müssten.“ Außerdem haben die jüngsten Preissteigerungen freilich auch vor den Werkstätten nicht Halt gemacht.


Bleibt die Disposition: Christoph Wennekamp hat die dortigen Kräfte darauf sensibilisiert, die Touren so zu planen, dass möglichst wenig Zeitdruck aufkommt, der die Fahrer zu besonders hohem Tempo und damit zu exponentiell gesteigertem Verbrauch zwingen würde. Allerdings gilt: Selbst eine maximal umsichtig geplanten Fahrt kann hektisch werden. „Dafür reicht schon ein unerwarteter Stau.“ Auch wenn Wennekamp die Fahrer grundsätzlich dazu anhält, auf die entscheidenden km/h zu verzichten, die richtig Sprit kosten:
In Situationen, in denen es zeitlich eng wird, gilt diese Vorgabe nicht: Im Ernstfall muss ich die Entscheidung, doch etwas schneller zu sein, dem Fahrer überlassen, so der Unternehmer. „Schließlich geht es am Ende darum, dass unsere Transporte pünktlich ankommen, selbst wenn das für uns etwas mehr Verbrauch bedeutet.“ Auch bei einem anderen Thema fährt Christoph Wennekamp keinen strikten Kurs: beim Wunsch vieler Fahrer nach Anbauten am Truck. „Klar, Drucklufthörner oder Sonnenblenden kommen dem Verbrauch nicht entgegen. Aber wenn ich einen guten Fahrer habe, der von sich aus kraftstoffsparend fährt, aber gerne auch was fürs Auge am Lkw haben mag, soll ich dem dann sagen: nein?“ Seine Erfahrung sei: Darf sich eine erfahrene Kraft ein paar Extras am Trucks gönnen, wird sie noch mehr darauf achten, dass der Verbrauch im Rahmen bleibt.

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