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Sparsam fahren heißt später ankommen? Von wegen! Fahrertrainer Manfred Fritzel von der SVG räumt mit Missverständnissen auf und erklärt, was wirtschaftliches Fahren wirklich bedeutet.
Herr Fritzel, einmal gleich ganz konkret: Was bringt wirtschaftliches Fahren in Litern ausgedrückt?
Das kommt immer auf die Tour und Strecke an. Sind wir im Fernverkehr oder im Nahverkehr?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass so zwischen 0,7 bis 1,5 Liter auf 100 Kilometer in der Regel rauszuholen sind – aber, wie gesagt, das kommt auf die Situation an. Eine große Überraschung für jeden Fahrer: Vom Zeitaufwand her verlieren sie eigentlich gar nichts. Im Gegenteil, oftmals kommt es vor, dass man ein, zwei Minuten rausholt oder zeitgleich am Ziel ankommt. Es ist schon immer wieder überraschend, was teilweise rauskommt. Den Aha-Effekt im Laufe des Trainings erlebe ich immer wieder.
Wie sieht so ein Training aus? Gibt es einen Theorieanteil und einen Praxisteil, und wie lange dauert es?
Im Eco-Training selbst gibt es einmal die Möglichkeit, das Ganze im Rahmen der Berufskraftfahrer-Weiterbildung nur als theoretischen Unterricht zu machen. Der ist dann die vorgegebenen sieben Zeitstunden lang. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Eco-Trainings in den Betrieben und damit auf eigenen Fahrzeugen durchzuführen, wo dann auch mehrere Trainer zur Verfügung stehen. Ein Trainer übernimmt morgens ein bis zwei Stunden Theorieunterricht, während zeitgleich zwei bis drei weitere Trainer mit der anderen Hälfte der Fahrer unterwegs sind. Jede Tour ist im Vorwege auf ihre Eignung geprüft. Am Nachmittag dann tauschen die Gruppen. Die Fahrer, die vorher Theorie gemacht haben, gehen in die Praxis und versuchen, schon bei der ersten Fahrt etwas umzusetzen. Und nachdem sie dann im Anschluss noch einmal eine gute Stunde geschult wurden, fahren sie ein zweites Mal mit den Eco-Trainern. Die geben dann auch mal Praxistipps, wenn es zum Beispiel um das vorausschauende Fahren geht oder darum, Schaltvorgänge zu vermeiden, was natürlich heute mit den automatisierten Schaltgetrieben etwas schwieriger ist. Aber man sieht doch immer wieder, was über die vorausschauende Fahrweise wettgemacht wird. Da sind die Fahrer immer sehr überrascht, was man hier durch Rollphasen, Einsatz von der Technik dank Motorbremsen, Dauerbremsen herausholen kann, wo viele noch glauben, dass Zeitverluste entstehen.
SVG QUALITÄT- UND TRANSPORTBERATUNGS-GMBH
Mit einer umfassenden Leistungspalette ist die SVG Qualität- und Transport-Beratungs-GmbH breit aufgestellt, zum Beispiel in diesen Themenfeldern:
- Arbeitssicherheit
- Brandschutz
- Gefahrgut
- Eco-Trainings
- Abfallmanagement
- BKF-Weiterbildung
- Fördermittelmanagement
- Datenschutz
Es gibt also so einige Vorurteile aufzurollen …
Absolut. Aber sparsames Fahren hat nicht nur etwas mit dem Kraftstoffverbrauch zu tun. Es geht auch um Materialschonung und Verschleißreduzierung. Ein kleines Steckenpferd von mir ist die Schadensfrüherkennung. Eine nicht zu unterschätzende Sache. Das geht schon morgens bei der Abfahrkontrolle los: Heute ein kleiner Tropfen Öl oder eine kleine Undichtigkeit kann im Güterverkehrsbereich morgen zu hohen Kosten führen. Dann geht es weiter über Schäden, die bei den Kunden passieren – Randsteine werden angefahren oder ähnliche Dinge. Das gehört alles zum Punkt Wirtschaftlichkeit dazu.
Vom Zeitaufwand her verlieren Sie eigentlich gar nichts.
Manfred Fritzel, Fachkraft für
Arbeitssicherheit SVG QTB GmbH
Können Sie weitere Beispiele nennen, gerade was das Material angeht?
Die Kraftstoffkosten sind wesentlich, aber es ist eben nicht der einzige Faktor. Der Umgang mit dem Fahrzeug ist ein weiterer, genau wie eine vorausschauende Fahrweise. Viele Fahrer legen auch eine zu hohe Risikobereitschaft an den Tag und unterschätzen die möglichen Folgen. Ich sensibilisiere immer wieder für Schäden, die auf zu hohes Tempo zurückgehen. Der Geschwindigkeitsbegrenzer ist in der Regel bei unseren Fahrzeugen auf 89 km/h eingestellt, der Kraftfahrer hat eine Referenzgeschwindigkeit von 80. Man kennt das – man gibt ihnen diese neun Kilometer pro Stunde zum Überholen, das Ganze wird dann aber als Dauergeschwindigkeit genutzt. Das fällt alles in den Bereich der Wirtschaftlichkeit und wir versuchen, den Fahrern das klarzumachen.
Wie sind Ihre Erfahrungen dabei?
Dafür muss man die Fahrer gewinnen. Viele sind im ersten Moment uneinsichtig, auch bei der ersten Fahrt im Training. Und dann sehen sie bei der zweiten Fahrt, wenn man mal das Gas rechtzeitig wegnimmt – ich hab gar keinen Zeitverlust, hab weniger Kraftstoffverbrauch und kann sogar ruhiger und gelassener fahren.
Wie oft finden Eco-Trainings statt und an welchen Standorten?
Dieser Bereich wird bei uns kontinuierlich aufgebaut, und wir sind auch offen für weitere Anfragen. Die Praxistrainings finden bei den jeweiligen Unternehmern statt. Die Module in den Räumlichkeiten der QTB in Frankfurt, Koblenz, Mainz usw. Die Praxistrainings werden von uns im Vorfeld geplant. Wir schauen uns die Strecken im Vorwege an und fahren sie mit den Trainern ab. Dann absolvieren die Fahrer den „Parcours“ einmal mit, einmal ohne Anleitung. Und da haben wir dann einen schönen Vergleich. Da kann man auch sehen, dass sich die Schaltvorgänge durch die längeren Rollphasen und vorausschauendes Fahren minimieren lassen. Das zeigt sich dann in geringerem Kraftstoffverbrauch.
Eco-Trainings sind immer eng verknüpft mit Sicherheitstrainings.
Wie groß darf die Gruppe sein?
Im Modul sind es 25 Personen, das ist die maximale Teilnehmerzahl. Im Bereich Praxistraining bietet sich eine Maximalgröße von zwölf Fahrern an, je nachdem wie viele Fahrzeuge da sind.
Wo sehen Sie das größte Optimierungspotenzial?
Das sehe ich in der Einweisung der Fahrer. Da müssten die Hersteller viel gründlicher vorgehen. Die Zusammenhänge müssen besser erklärt werden, sodass die Fahrer mit ganz anderen Voraussetzungen an die Fahrzeuge herangehen, weil sie wissen, was das Fahrzeug kann. Die einzelnen Techniken, Situationen sollten sie schon selbst erkennen. Vorausschauend fahren, GPS-Tempomat, … Das sollten sie schon richtig erklärt bekommen und entsprechend sensibilisiert sein.
Sollte man die Trainings wiederholen?
Auf jeden Fall. Wir machen das Ganze einmal mit dem Hintergrund, dass der Fahrer es jetzt mal im Kopf hat und versucht, die
Dinge umzusetzen. Einige fallen aber irgendwann zurück in den alten Trott. Nicht alle! Dann sollte man das situationsbedingt circa alle fünf Jahre wiederholen, um Fahrweise und Einstellung zum Fahren wieder aufzufrischen.
Welche technischen Systeme muss ein Fahrer im Griff haben?
Das sind heute vor allem auch die Sicherheitssysteme. Der Fahrer hat automatisch in seinem Fahrzeug ABS, ESP und ISB verbaut. Und die Technik, die jetzt peu à peu dazukommt, wie Abstandsregeltempomat, Spurhalteassistent, Abbiegeassistent, Notbremsassistent – das sind alles Systeme, die muss der Fahrer vor Inbetriebnahme des Fahrzeugs richtig erklärt bekommen.
Wie er sie einsetzt, wie er sie aktivieren und deaktivieren kann. Oftmals sind die Systeme auch gar nicht mehr deaktivierbar oder in einem bestimmten Geschwindigkeitsbereich nicht aktiviert. All das sind Situationen, für die der Fahrer den richtigen Umgang gezeigt bekommen sollte. Auch generell in Sicherheits- oder Fahrsicherheitstrainings. Notsituationen will man ja nicht wirklich üben, aber es ist damit zu rechnen, und deshalb sollte der Fahrer wissen, wie das Fahrzeug in solchen Situationen reagiert. Es gibt leider auch viele Kollegen, die die Sicherheitsassistenten missverstehen, was dann zu fahrerischem Übermut führt. Fahrer mit technischem Verständnis haben einen ganz anderen Fahrstil, das beginnt schon beim Losfahren und zeigt sich auch auf langen
Strecken – das lässt ein hohes Potenzial erkennen.
In welchen Bereichen schulen Sie außerdem?
Ich schule jetzt noch die Bereiche Ladungssicherung, Lenk- und Ruhezeiten, Digitales Kontrollgerät. Und dann überwiegend die Module für die Kraftfahrerweiterbildung nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz, was so die gängigen sind.
Herr Fritzel, vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person
Erst seit einem Jahr bei der SVG Qualität-und Transport-Beratungs-GmbH bringt Fahrtrainer Manfred Fritzel dennoch reichlich Erfahrung mit ein:
Zuvor ist er selbst zwölf Jahre Fahrer gewesen, war Disponent und hat weitere zwei Jahre als Fuhrparkleiter gearbeitet. 2009 wechselte er zur SVG und bildet seitdem als Kraftverkehrsmeister angehende Fahrer aus. Auch in der Weiterbildung ist er
stark engagiert.