Unter Geschäftsführer Michael Schlosser wurde der Betrieb zu einem Spezialunternehmen für Autotransporte Fotos: Schlosser
Vorteil: Familienunternehmen. 1999 übernahm Michael Schlosser das Transportunternehmen seines Vaters und machte es als „Schlosser Cartrans“ branchenbekannt. Seit neun Jahren arbeitet nun seine Tochter im Unternehmen mit, inzwischen auch als Geschäftsführerin. Im Interview erklären Michael und Sophia Schlosser, wie sie zusammenarbeiten, was ihnen wichtig ist und wie sie die endgültige Unternehmensübergabe planen.
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as passiert, wenn der Vertrag für ein Leasing-Auto endet? Das Fahrzeug wird von einem Spediteur abgeholt – deutschlandweit könnte das zum Beispiel „Schlosser Cartrans“ sein. Geschäftsführer Michael Schlosser hat sich nicht nur auf Autotransporte spezialisiert, sondern auch das begleitende Serviceangebot im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut. Seit er vor zwei Jahren auch noch eine Werkstatt ins Unternehmen integriert hat, kann er Leasing-Anbietern nun einen Fullservice anbieten, sodass diese die Autos direkt weiter verkaufen oder -leasen können. 15 Lkw hat „Schlosser Cartrans“ dafür im Einsatz – zwei „kleine“, auf die nur drei Pkw passen, und 13 große Achterzüge.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Schlosser Cartrans?
Michael Schlosser: Mit der Werkstatt zusammengerechnet haben wir knapp 50 Mitarbeiter.
Sophia Schlosser: Darunter sind 13 Fahrer, und wir könnten sogar noch mehr gebrauchen, es sind nicht alle unsere Lkw ausgelastet. Ich würde sofort drei neue Fahrer einstellen, wenn wir sie fänden. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, nutzen wir natürlich Social Media. Außerdem sind wir regelmäßig auf einer großen Ausbildungsmesse in Alsfeld und arbeiten mit der berufsbildenden Werner-Von-Siemens-Schule in Wetzlar zusammen. Es gab dort schon Azubis, die mit ihrer Ausbildung in anderen Unternehmen unzufrieden waren. Die Schule hat sie dann zu uns geschickt. Wir haben ganz gute Mundpropaganda.
Schlosser Cartrans ist von Homberg/Ohm ins zwölf Kilometer entfernte Mücke umgezogen. Wie wichtig ist Hessen für Sie als Unternehmensstandort? Welche Vorteile bietet das Bundesland?
Sophia: Wir sitzen in der Mitte Deutschlands. Wir sind superschnell in Hamburg, in München, in Berlin, im Ruhrgebiet. Wir liegen so zentral, besser kann es nicht sein.
Die Geschäftsführung von „Schlosser Cartrans“: Ellen Eberhardt (l.), Michael und Sophia Schlosser
Das Unternehmen wurde 1972 von Michaels Vater, Sophias Großvater, gegründet. Was bedeutet es für Sie, ein Familienunternehmen zu leiten?
Michael: Mir ist es wichtig, dass ich jeden Mitarbeiter mit Namen kenne. Es ist uns über die Jahre gelungen, das Familiäre beizubehalten. Wir sind alle per du, und die Mitarbeiter können mit jedem Problem zu uns kommen. Mit unseren Kunden gehen wir ähnlich um. Ich sage immer, wir sind kein Global Player oder Großkonzern. Ein Anruf genügt, dann setzen wir uns schnell zusammen.
Sophia: Ich bin jetzt 31. Die ersten zwölf Jahre bin ich praktisch im Unternehmen aufgewachsen, das war mein großer Spielplatz. Wir haben einige Mitarbeiter, die seit über 30 Jahren dabei sind, also schon bei meinem Opa angefangen haben. Das sind Menschen, die mein Leben mitgeprägt haben, die schon immer da waren. Und es stand für mich auch immer außer Frage, dass ich das Unternehmen weiterführe. Ist ein Herzensding.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Michael: Wir haben eine neue Logistikhalle errichtet, die komplett autark ist, mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und einer Wärmepumpe. Außerdem haben wir Sickergruben und Zisternen zum Auffangen von Regenwasser gebaut.
Ein weiterer Megatrend, der massiv auf die Branche zukommt, ist die Digitalisierung. Wie digital ist Schlosser Cartrans?
Sophia: Wir waren die Ersten auf dem Markt, die iPads eingeführt haben, mit denen wir die Rückgabeprotokolle abbilden. Auch unsere Disposition läuft komplett digital. Mit einem kleinen Start-up aus Gießen haben wir ein Programm speziell für den Autotransport entwickelt. Das wurde inzwischen von Bosch gekauft.
Neben Sophia Schlosser arbeitet mit Ellen Eberhardt eine zweite Frau in der Geschäftsführung. Wie wird das in der ja immer noch männlich dominierten Branche akzeptiert?
Sophia: Dass zwei Frauen in der Geschäftsführung sind, war von außen nie ein Problem. Die interne Akzeptanz war die größere Herausforderung. Wir hatten tatsächlich zwei Fahrer, die ein Problem damit hatten, die wollten den Weg nicht mitgehen. Das ist auch vollkommen okay, da hat man sich dann getrennt. Hier vertreten wir klar unsere Firmenwerte.
Wie gestalten Sie die Unternehmensübergabe von der zweiten auf die dritte Familiengeneration?
Michael: Mein Vater starb plötzlich bei einem LKW-Unfall, da war die Übergabe überhaupt nicht vorbereitet, das wollte ich nicht wiederholen. Man muss sich Zeit dafür nehmen. Das ist das Wichtigste: rechtzeitig anfangen, sich nicht selbst unter Druck setzen, und schon gar nicht die, die übernehmen.
Sophia: Ja, in einem Jahr ist es nicht erledigt.
Michael: Wichtig ist, dass man Vertrauen weitergibt. Dass man es den Nachfolgern zeigt und auch den Mitarbeitern und natürlich auch den Kunden, dass alle sehen, da geht es weiter. Ich werde nächstes Jahr 60, da kann man mal einen Gang zurückschalten. Ganz zurückziehen will ich mich dann, wenn der Nachwuchs sagt, wir würden das jetzt alleine machen.
Sophia: Ellen Eberhardt und ich schätzen seine Expertise, seine Erfahrung. Also, ich sehe noch nicht, dass wir sagen „Bleib jetzt bitte zu Hause“.
Michael: Schade.
Die Niederlassung von „Schlosser Cartrans“ befindet sich verkehrstechnisch günstig gelegen im Gewerbegebiet Gottesrain in Mücke-Atzenhain, unmittelbar an der A5
Insgesamt 13 -Achterzüge betreibt Schlosser Cartrans
Schlosser Cartrans
• Mücke/Vogelsbergkreis
• 50 Mitarbeiter, darunter 13 Fahrer und zwei Auszubildende
• Geschäftsführung: Michael Schlosser, Sophia Schlosser, Ellen Eberhardt
• 1972 als Transportunternehmen gegründet, seit 1999 spezialisiert auf Autotransporte
• Service: Transport, Lagerung, Abmelden, Aufbereiten, Gutachten, Waschen, Reparieren
• Ca. 14.000 transportierte Autos pro Jahr
• Fuhrpark: 15 Lkw