Credit: Kautetzky GmbH & Co. KG
Im Industriegebiet von Stadtallendorf, nahe der B454, befindet sich der Firmensitz der Kautetzky Internationale Spedition GmbH & Co. KG, in direkter Nachbarschaft einer Gießerei und eines Lebensmittelwerks. Für das Lebensmittelwerk transportierte Kautetzky bereits 1960.
Schon von Weitem sehe ich den typischen Kautetzky-Schriftzug, rot auf weißem Grund, auf einer Fahne wehen. Begrüßt werde ich von Lia, dem Bürohund, der sich als Weimaraner tarnt, aber eigentlich ein Labrador ist. Kurz darauf sitze ich im Konferenzzimmer zusammen mit einem der beiden Geschäftsführer, Gert Kautetzky, und seinem Logistik-Manager Christian Michalak.
Wie hat alles angefangen?
Gert Kautetzky erzählt: „Das Unternehmen Kautetzky haben der Großvater Karl und Vater Kurt 1950 zunächst gemeinsam gegründet. Unser Vater Kurt hat aber schon zwei Jahre später die Unternehmensführung übernommen, während sich mein Großvater zurückgezogen hat. Kautetzky wurde durch unseren Vater dann sukzessive ausgebaut und vergrößert.
Als in den 1970er-Jahren zuerst mein Bruder Werner und in den 1980ern dann ich dazugestoßen sind, hat unser Vater uns relativ kurzfristig die Führung überlassen. Schnell haben wir alle drei gemerkt, dass zwei Generationen unter einem Dach nicht unbedingt effektiv zusammenarbeiten könnten. Besser war es, dass jeder mehr oder weniger seine eigenen Geschäftsbereiche entwickelte.“
So haben Werner und Gert die Geschäftsleitung übernommen, hatten damit ihren eigenen Bereich, und Vater Kurt hat sich seinen Bereich geschaffen, indem er die Lageraktivitäten weiter ausgebaut hat. Im Rückblick betont Gert Kautetzky: „Das war eine gute Entscheidung für die positive Weiterentwicklung der Unternehmen.“
Von A bis V – vielschichtig aufgestellt
Die Kautetzky Internationale Spedition GmbH & Co. KG ist breit aufgestellt und deckt mit einer Flotte von 50 Lkw und 70 Fahrern eine Bandbreite ab, die ihresgleichen sucht. Und nicht ohne Stolz zählt Gert Kautetzky die Pluspunkte für seine Kunden auf: „Da steht ganz oben an erster Stelle die Zuverlässigkeit, aber auch die Flexibilität und die Erreichbarkeit!“
Kautetzky wirbt mit 24/7. Wird das denn häufiger eingefordert? „Ja, das wird zum Teil schon von unseren Kunden in Anspruch
genommen. Nur ein Beispiel: Es ist Samstagnachmittag und wir erhalten einen Anruf, weil eine Ladung nicht abgeholt wurde. Da werden wir angefragt, ob wir den Auftrag übernehmen können. Oder es fällt bei einem Kunden die Kühltechnik aus. Dann kommt der Anruf, ob wir nicht kurzfristig die Kühlware aufnehmen können. Als Zwischenlösung stellen wir einen Trailer von uns, sozusagen als Kühlhausersatz, beim Kunden vor die Tür. Solche Aktionen passieren auch immer mal wieder außerhalb
der normalen Arbeitszeiten.“
Außer Lebensmitteltransporten übernimmt die Spedition Kautetzky auch Transporte für Kunden aus dem Pharmabereich. Auch sie schätzen die Möglichkeit von „Wärme“ und „Kühlung“ innerhalb eines Trailers durch die entsprechenden Trennwände. „Im Temperaturbereich zwischen +2 und +8 Grad werden bestimmte Medikamente, Spritzen oder auch Impfstoffe transportiert. Im sogenannten Ambient-Bereich, der in der Regel von +15 bis +25 Grad geht, können weitere Arzneimittel transportiert werden. Die
Temperatur muss entsprechend der Ladung für jede Zone eingestellt und überwacht werden. Dazu gibt es alle 15 Minuten eine Temperatur-Info über ein fest installiertes Telematiksystem. Der Fahrer sollte immer in der Lage sein, je nach Fracht, seinen Lkw selbst vorzubereiten.“
Ohne Fahrer geht’s nicht
Fahrermangel ist immer ein Thema, trotzdem betont auch Gert Kautetzky, dass es natürlich nicht ohne qualifizierte Fahrer funktioniert. Aus diesem Grund haben die Brüder auch schon in den 1980er-Jahren angefangen, selbst auszubilden. Die eigene Fahrschule war dazu eine perfekte Voraussetzung. Werner Kautetzky hatte seine Ausbildung zum Fahrerlehrer bereits bei der Bundeswehr gemacht, und so konnten die Auszubildenden direkt vor Ort geschult werden. „Zehn Jahre haben wir durchgehalten“, erzählt Gert Kautetzky. „Schließlich war die Idee, dass wir uns unsere eigenen Fahrer ausbilden. Dann haben wir erst einmal aufgegeben und gesagt: ,Feierabend‘, und auch die Fahrschule haben wir dichtgemacht. Denn im Schnitt sind von zehn Azubis nur zwei geblieben. Die anderen haben sich über die bezahlte Ausbildung gefreut. Manche haben sich weitergebildet, um nicht als Kraftfahrer zu arbeiten, und die übrigen sind direkt nach der Ausbildung bei uns zu anderen Transportdienstleistern gewechselt. Zum Glück gab es nach der Wende erst mal genug Fahrer, sodass wir keinen Personalmangel hatten. Die Frage, ob wir weiterhin ausbilden oder nicht, hat sich dann viele Jahre gar nicht mehr gestellt.“
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
2016 hat das Unternehmen erneut angefangen auszubilden – allerdings ohne eine eigene Fahrschule, aber in enger Zusammenarbeit mit der SVG Hessen eG. „Je nach Aus- und Weiterbildungsstand oder auch, wenn es um Zusatzqualifikationen geht, schicken wir unsere Fahrer zur SVG Akademie. Denn inzwischen wird gerade im Pharmabereich darauf Wert gelegt, dass die Fahrer qualifiziert sind und zusätzlich bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit der Pharmakunde überhaupt dem Unternehmen Kautetzky einen Medikamententransport anvertraut.
Wichtig ist auch, dass die Fahrer ,gezüpt‘ sind“, sagt Kautetzky. Auf meinen fragenden Blick hin, erklärt er: „ZÜP steht für eine Zuverlässigkeitsüberprüfung. Das bedeutet, dass die Fahrer transparent machen müssen, wo sie die vergangenen fünf Jahre gelebt, gewohnt und gearbeitet haben. Damit schaffen wir die Voraussetzung, unsere Kraftfahrer auch bei Luftfrachtersatzverkehren einzusetzen.“
70 Fahrer plus 5
Mit 70 Fahrern kann die Spedition aber gut arbeiten, selbst wenn – wie es aktuell des Öfteren der Fall ist – einige aufgrund einer Corona-Erkrankung ausfallen. „Sollte absolut Not am Mann sein, könnten wir immerhin noch fünf Lkw selbst bewegen“, lacht Gert Kautetzky, und er zählt an einer Hand ab: „Da wären mein Bruder, mein Sohn Sebastian, meine beiden Nichten Lena und Laura und ich!“ Damit stellt sich die Frage nach der nächsten Generation. Gert Kautetzkys Sohn Sebastian ist bereits seit über 20 Jahren mit dabei und kennt alle Unternehmensbereiche.
Zudem kümmert er sich gemeinsam mit Christian Michalak um den Bereich Key Account Management. Laura und Lena, die Töchter
von Werner Kautetzky, sind ebenfalls bereits eingestiegen. „Laura seit fünf Jahren, sie hat schon alle Geschäftsbereiche durchlaufen und ist inzwischen verantwortlich für die Buchhaltung und die Qualitäts abteilung. Lena studiert noch Logistik, unterstützt den Betrieb aber tatkräftig in den Bereichen Abrechnung und Buchhaltung“, informiert Gert Kautetzky.
Blick in die Zukunft
„Gegessen wird immer“, sagt Gert Kautetzky. „Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir mit unseren Lebensmitteltransporten noch eine ganze Weile am Markt bestehen können. Und schließlich sind wir nicht nur deutschlandweit im Einsatz, sondern übernehmen auch Fahrten nach Österreich, Ungarn, in die Schweiz und weitere nordeuropäische Länder.
Dazu kommt, dass wir alles querbeet – von der Gurke über den Salat, die Frischmilch bis hin zu Tiefkühlprodukten – transportieren, also die ganze Palette!“ Bei Lebensmitteltransporten ist es natürlich besonders wichtig, dass sie pünktlich angeliefert werden. Als im vergangenen November aufgrund der Corona-Lage die Kontrollen strenger wurden und es plötzlich 2G oder 2G+ hieß, da war die Verwirrung groß. Gert Kautetzky erinnert sich an einen Zwischenfall: „Ein Kunde rief an, weil der Fahrer keine entsprechenden Testnachweise vorzeigen konnte. Hintergrund war der folgende: Der Fahrer kam aus der Schweiz und hatte Ketchup geladen.
Das war an einem Donnerstag. Ich habe daraufhin versucht, einen Termin zum Testen für den Fahrer zu organisieren. Es gab erst einen Termin in einer örtlichen Apotheke am darauffolgenden Samstag. Das teilte ich dem Kunden mit. Und plötzlich war es kein Problem mehr, dass der Fahrer auch mit einer FFP2-Maske ausladen durfte.“
Benefits für die Fahrer
Dass die Fahrer sich im Allgemeinen beim Unternehmen Kautetzky wohlfühlen, zeigt die geringe Fluktuation. „Die meisten unserer Fahrer sind seit vielen Jahren bei uns beschäftigt. Das geht von zehn bis vierzig Jahre. Mit verschiedenen Benefits versuchen wir, die Fahrer, aber natürlich auch alle weiteren Mitarbeiter, zu halten, das fällt bei uns unter ,Mitarbeiterbindung‘. Dazu gehören Sommer- und Weihnachtsfeste, wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht, und natürlich eine Betriebsrente. Wir unternehmen alles, damit das Unternehmen weiter am Markt bestehen kann – schließlich ist die nächste Generation schon gestartet. Sie sollen ein solides Fundament vorfinden, auf das sie weiter aufbauen können. Denn leichter wird es mit Sicherheit nicht.“
Ausgleich schaffen
Ein besonderes Hobby haben die beiden Brüder, um auch in stressigen Zeiten einen Ausgleich zu schaffen: In der Garage auf dem Firmengelände stehen noch Lkw aus den 1970er- und 1980er-Jahren. „Diese ,Oldtimer‘ haben wir uns erhalten, und ab und zu machen Werner und ich mit Speditionskollegen zusammen eine Ausfahrt.“ Und Gert Kautetzky ist leidenschaftlicher Skifahrer. „Das versuche ich mir schon mindestens viermal im Jahr zu gönnen.“
Zur Person:
Kautetzky Internationale Spedition GmbH & Co. KG ist ein seit 1950 temperaturgeführtes Transport- und Lagerhaltungsdienstleistungsunternehmen.
Das Familienunternehmen beschäftigt rund 120 Mitarbeiter, davon 70 Fahrer. Es bietet innovative Logistiklösungen für die Lebensmittel- und Pharmabranche. Geschäftsführung: Werner und Gert Kautetzky.
Das Unternehmen hat zahlreiche Zertifizierungen und Qualifizierungen:
- 2002: Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001, 2009: Zertifizierung nach IFS
Logistics - 2010: Qualifizierung des Fuhrparks nach GDP
- 2014: Zertifizierung nach DIN EN ISO 14001 und GDP.