Credit: In-der-City-Bus GmbH

Der öffentliche Nahverkehr ist das Rückgrat der Verkehrswende – und die ist nur denkbar, wenn immer mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen, weil sie damit schneller, günstiger und zuverlässiger von A nach B kommen. Entsprechend attraktiv müssen die Mobilitätsangebote sein.

Schule – und dann? Manch einer weiß bereits von Kindesbeinen an, welcher Beruf der richtige ist. Tom Buchmann zum Beispiel. Er erzählt: „Busfahren ist immer mein Kindheitstraum gewesen, so wie andere Jungs bei der Polizei oder bei der Feuerwehr sein wollen. Bei mir ist es dabei geblieben.“
Der beste Einstieg in diesen Beruf ist eine Ausbildung zum:r Berufskraftfahrer: in. ICB-Ausbildungskoordinator Thomas Dickmann erklärt: „Wir bilden Nachwuchskräfte in eigener Regie aus, um Personallücken mit gut qualifizierten Busfahrer: innen zu schließen. Unsere Belegschaft altert und das Leistungsvolumen, das wir für die Stadt Frankfurt am Main erbringen, steigt immer weiter. Wer bei uns die Ausbildung erfolgreich durchläuft, ist mit allen Anforderungen an diesen durchaus anspruchsvollen Beruf bestens vertraut. Genau diese passgenau qualifizierten Mitarbeiter:innen sind für uns wichtig.“ Ein solcher junger Mitarbeiter ist Tom Buchmann. Er hat die Ausbildung zum Berufskraftfahrer bei der städtischen Busgesellschaft ICB in Frankfurt am Main absolviert.
Jetzt ist er im Linienverkehr unterwegs. Das macht ihm großen Spaß. Vor allem, wenn er einen 18 Meter langen Gelenkbus durch den wuseligen Stadtverkehr manövrieren darf.


Mit dem Bus in die berufliche Zukunft

Die städtische In-der-City-Bus GmbH ist Frankfurts größte Busgesellschaft.
Sie hat rund 660 Mitarbeiter:innen, davon mehr als 550 Busfahrer:innen. Sie sind 24/7 auf 30 Buslinien im Frankfurter Stadtverkehr
unterwegs. Das Unternehmen bietet seit 2018 die Ausbildung zum:r Berufskraftfahrer:in an. Aktuell erlenen hier 14 junge Männer im ersten bis dritten Lehrjahr diesen Beruf. Jedes Jahr sollen sechs bis acht Ausbildungsplätze besetzt werden. Es wird bedarfsgerecht ausgebildet – das bedeutet, dass im Idealfall alle Azubis unter Vertrag genommen werden und im Unternehmen bleiben. Denn gute Busfahrer: innen werden auf lange Sicht stark nachgefragte Fachkräfte bleiben, ein krisensicherer Arbeitsplatz. Auch, weil das Frankfurter ÖPNV-Netz immer weiter ausgebaut wird. Ein wichtiges Zukunftsziel der ICB ist es, junge Frauen für die Ausbildung zu begeistern. Dazu Thomas Dickmann: „Frauen haben den Beruf Busfahrer:in oft gar nicht auf dem Schirm, das muss sich ändern. Ich würde mich freuen, wenn es uns gelingt, den Frauenanteil im Unternehmen zu erhöhen – auch in der Ausbildung.“


Mehr als Fahren

Berufskraftfahrer:in – das ist vor allem in einem Linienverkehrsbetrieb ein Beruf, bei dem es nicht nur auf das Fahrkönnen ankommt. Die Berufsausbildung vermittelt Inhalte, die weit darüber hinausgehen, einen Bus sicher durch den dichten Frankfurter Stadtverkehr zu steuern. Alle Azubis bei der ICB erwerben den Führerschein der Klasse D/DE. Sie lernen, wie Kontrollinstrumente überwacht und bedient werden und worauf es bei Omnibustechnik und verschiedenen Antriebskonzepten, Diesel, Wasserstoff und Strom, ankommt. Bei der ICB durchlaufen die Azubis alle Stationen der betriebshofeigenen Werkstatt. In der Berufsschule unterstützen allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Wirtschafts- und Sozialkunde die Ausbildung. Zudem werden hier, genau
wie im Betrieb, gesetzliche Vorgaben für Busverkehre vermittelt. Themen wie „Sicherheit“, „Kundenfreundlichkeit“, „Deeskalation“, „Wirtschaftlichkeit“ „Fahrzeugpflege und -wartung“ spielen eine wichtige Rolle.
Die Azubis lernen während der betrieblichen Ausbildung alle Linienführungen und Besonderheiten auf der Strecke kennen. Sie erfahren, wie sie sich in Gefahrensituationen und bei Unfällen verhalten müssen, was genau Fahrzeugkontrolle und -wartung sind und wie beispielsweise Fahrpläne erstellt werden.


Was qualifiziert für die Ausbildung?

Der Beruf passt zu Menschen, die auch in stressigen Verkehrssituationen die Ruhe bewahren. Außerdem sind eine dauerhafte Konzentration und eine schnelle Reaktionsfähigkeit wichtig – die Sicherheit von Fahrgästen und anderen Verkehrsteilnehmer:innen hat oberste Priorität.
Man verbringt den ganzen Tag auf dem Fahrersitz, das ist einseitig belastend. Idealerweise wird diese körperlich anstrengende Tätigkeit durch viel Bewegung in der Freizeit ausgeglichen. Die Bereitschaft zu Schicht- und Wochenenddiensten wird vorausgesetzt. Für den Kontakt mit den Fahrgästen, zum Beispiel beim Fahrkartenverkauf oder der Beratung über Tarif- und Streckenfragen, sind gute Ausdrucks- und Umgangsformen wünschenswert. „Es gehört schon einiges dazu, um als Busfahrer:in einen guten Job abzuliefern“, weiß Thomas Dickmann aus eigener Erfahrung. Er hat selbst 12 Jahre hinter dem Steuer gesessen
und dann als Fahrdienst- und schließlich als Betriebsleiter gearbeitet.
Heute gibt er sein geballtes Wissen an die nächste Generation weiter. Er fügt hinzu: „In den letzten Jahren wurden in Hessen neue Tarifabschlüsse verhandelt. Unsere Beschäftigten im Fahrdienst verdienen gutes Geld. Auch in einem ÖPNV-Unternehmen ist die Work-Life-Balance wichtig und wir tragen unter anderem mit unserer flexiblen Diensteinteilung dazu bei, dass sich die Kolleg:innen dauerhaft bei der ICB wohlfühlen.“


Im Gespräch mit zwei ICB-Azubis

Und was sagen die Azubis selbst zu ihrem zukünftigen Beruf und vor allem zur Ausbildung bei der ICB? David Hübner, 23 Jahre, steht im dritten Ausbildungsjahr kurz vor der Abschlussprüfung: „Ich habe mich schon als Junge für Busse begeistert und bin sogar oft nachmittags noch eine Extra-Runde Bus gefahren. Jetzt sitze ich selbst hinter dem Steuer und es macht mir echt richtig viel Spaß.“ Am liebsten fährt David Gelenkzüge – je größer, desto besser. Derzeit frischt er in den verschiedenen Abteilungen der ICB-Werkstatt sein technisches Wissen auf. Bei der Prüfung muss alles sitzen. „Hinter dem Steuer, da bin ich am richtigen Platz. Aber natürlich finde ich es gut zu wissen, wie der Bus funktioniert. Busfahrer müssen auch mit der Werkstatt kommunizieren – es
ist wichtig, dass man eine gemeinsame Sprache spricht.“
Gianni Leonte, 19 Jahre, setzt mit seiner Berufswahl eine Familientradition fort. „Mein Vater war Busfahrer und ist heute Verkehrsmeister. Ich war immer mit ihm unterwegs – ich habe das sehr gemocht.“ Er und sein zwei Jahre älterer Bruder sind bei der ICB in der Ausbildung. „Es gefällt mir hier. Die Mitarbeiter sind nett, genau wie die Chefs. Der Ton untereinander ist immer freundlich“, beschreibt er das Arbeitsklima.
Gianni Leonte steht jetzt, im zweiten Lehrjahr, kurz vor der Führerscheinprüfung. Die Theorie hat er schon geschafft und er geht entspannt in die Praxisprüfung. „Ich fahre gern und gut Bus. Aber ich bin auch froh, dass wir viele Monate in der Werkstatt gelernt haben. Man muss die Fahrzeuge schon kennen, denn nur dann kann man gut reagieren. Ich bin froh, dass ich meine Ausbildung bei der ICB machen kann – und ich hoffe, dass ich später hierbleiben kann.“

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