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Gute Talente stehen hoch im Kurs und sind derzeit überall rar. Auch in der Transportbranche scheint der Arbeitsmarkt wie leer gefegt. Was Logistiker zur nachhaltigen Mitarbeitergewinnung tun können, beschreiben Experten der Beratungsgesellschaft Conves in unserer neuen regelmäßigen Kolumne.
Welche Möglichkeiten haben Unter-nehmen in der Logistik, um fähige Mitarbeitende dauerhaft für sich zu begeistern und gemeinsam zu wachsen, anstatt „Fachkräftemangelverwaltung“ zu betreiben? Basierend auf unserer Erfahrung aus verschiedenen Branchen sowie aus gemeinsamer Projektarbeit mit Logistikunternehmen haben wir fünf konkrete Maß-nahmen abgeleitet, um dieses strategische Problem anzugehen.
1. Proaktivität und Geschwindigkeit im Recruiting-Prozess
Unbetreute Aufträge und verspätete Lieferungen sorgen für Unzufriedenheit bei Kunden. Das Resultat sind finanzielle Einbußen. Diese Kosten, oftmals durch unbesetzte Stellen verursacht, steigen von Jahr zu Jahr exponentiell. Im Recruiting sind daher zwei Faktoren essenziell: Proaktivität und Geschwindigkeit. „Post and pray“, also Stellenanzeigen schalten und beten, dass sich qualifizierte Menschen melden, funktioniert schon lange nicht mehr. (Pro-)aktive Suche nach geeignetem Personal und gezielte Ansprache („Active Sourcing“) sind gefragt. Top-Talente sind schnell wieder vom Markt. Daher sollten Auswahlverfahren und Entscheidungsprozesse schnell und einfach im Sinne einer positiven Kandidatenerfahrung gestaltet werden. Erfolgreiche Unternehmen sind so im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeitende eine Nasenlänge voraus. Bei einem großen Logistikunternehmen haben sich hierbei Authentizität in der Kommunikation sowie der zügige Abgleich von Skills und arbeitskulturellen Präferenzen bewährt.
2. Sinn & Zweck als zentrales Element zur Motivation
Nicht nur in der „Generation Z“ ist die Frage nach dem „Warum“ des eigenen Handelns sehr präsent. Mitarbeitende, die verstanden haben, welchen Beitrag sie persönlich zur Erfüllung eines übergeordneten Zwecks leisten, sind motivierter, produktiver und bleiben länger bei ihrem Arbeitgeber. Dieser „Sinn & Zweck“ muss auf Unternehmensebene klar sein und entsprechend auf einzelne Bereiche, Teams und Individuen heruntergebrochen werden. Je spezifischer dies gelingt, desto besser. Ein Logistikunternehmen definierte für sich folgende Botschaft. „Wir bewegen die Welt – schnell, zuverlässig und nachhaltig“. Verbunden durch diesen übergeordneten Zweck wurde für die Mitarbeitenden der Effekt, den die alltägliche Arbeit auf die Gesellschaft hat, greifbarer – was zu mehr Motivation geführt hat.
3. Differenzierung durch ein positives Arbeitsumfeld
Über den Sinn & Zweck hinaus müssen auch die Bedingungen stimmen, um Mitarbeitende zu gewinnen und nachhaltig zu begeistern. Wettbewerbsfähige Vergütungsstrukturen, klare Karriereentwicklungspfade und ein positives Arbeitsumfeld sind die meistgenannten Priori-täten bei Mitarbeitenden. Während die Vergütung und Entwicklungsmöglichkeiten aus deren Sicht oft binäre Faktoren sind („passt für mich“/„passt für mich nicht“), haben Unternehmen bei der Schaffung einer attraktiven Arbeitsumgebung deutlich mehr Spielraum, um positiv zu überraschen. Kostenfreie Snacks und flexible Arbeitszeiten sind hierbei schon lange kein ausreichender Differentiator mehr. Ein Logistikunternehmen bietet seinen Mitarbeitenden eine Flexibilität in der Planung von Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen an (etwa mehr Urlaub gegen Verzicht auf Gehalt). Über 30 Prozent der Mitarbeitenden machen hiervon Gebrauch und sind dankbar für die Möglichkeit.
4. Rollenbasiertes Up- & Reskilling als Produktivitätshebel
Kundenorientierte Kommunikation, praktische Problemlösungskompetenz und fundiertes Wissen über logistische Prozesse sind nur einige Beispiele für wichtige Skills in der Logistikbranche. Diese Fähigkeiten effektiv aufzubauen und kontinuierlich zu entwickeln, ist nicht nur ein wesentlicher Hebel für größere Effektivität und Produktivität des Unternehmens, sondern auch zur Bindung von Mitarbeitenden. Es bedarf jedoch mehr als klassischer Schulungen oder Selbstlernmaßnahmen, um das zu erreichen, denn Inhalte werden hier zumeist nur „durchgeklickt“ und drohen schnell zu verpuffen. In der Praxis haben sich hingegen jobspezifische, gut durchdachte „Learning Journeys“ bewährt. Auf diesen rezipieren Mitarbeitende in Kleingruppen mit ihren Kollegen („Peers“) kuratierte Inhalte in abwechslungsreichen Formaten und reflektieren diese gemeinsam. Ein großes Logistikunternehmen hat so nicht nur sein Onboarding wesentlich effektiver und vor allem praktischer gestaltet, sondern auch die Fähigkeiten seiner Mitarbeitenden auf ein neues Niveau gehoben.
5. Menschen-zentrierter Einsatz innovativer Technologien
Die Steigerung der betrieblichen Effizienz wird neben den Fähigkeiten der Mitarbeitenden auch durch den Einsatz moderner Technologien bestimmt. Diese können es ermöglichen, dass ein Unternehmen veränderten Herausforderungen weiterhin und langfristig gerecht werden kann. Vor einer Digitalisierung ist jedoch eine Prüfung notwendig, ob ein Prozess generell wertstiftend ist oder ob er eliminiert werden kann. Anschließend bieten Digitalisierung und Automatisierung vielversprechende Effizienzpotenziale. Der „Faktor Mensch“ bleibt trotzdem weiterhin zentral, um Technologien effektiv anzuwenden. Die Einführung von Nachfrageprognosen hat bei einem großen Logistikunternehmen dazu geführt, dass Lagerbestände besser vorher-gesagt werden, was zum Sinken von Lagerhaltungskosten und der Verhinderung von Überbeständen geführt hat, während gleichzeitig Lieferzeiten verkürzt wurden.
Folge: eine neue Stärke bei Mitarbeitern und Organisation
Die Berücksichtigung dieser fünf Maßnahmen, vor allem in einer kombinierten Anwendung, hat unserer Erfahrung nach bereits sehr erfolgreich für Unternehmen der Logistikbranche funktioniert. Der zielgerichtete Einsatz hilft nicht nur dabei, personellen Engpässen positiv zu begegnen, sondern unterstützt auch Mitarbeitende dabei, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. So entwickeln sich nicht nur einzelne Mitarbeitende, sondern ganze Organisationen zu einer neuen Stärke.
Auf Basis eines starken methodischen Fundaments unterstützt Conves mittelständische Unternehmen dabei, ihre strategischen Ziele schnell und effektiv zu verwirklichen. Mit seinen Kunden entwickelt das Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen, die sich an den spezifischen Inhalten und branchenspezifischen Anforderungen orientieren, und begleitet sie partnerschaftlich bis zur Realisierung messbarer Erfolge. Die Kunden von Conves stammen hauptsächlich aus den Bereichen Transport & Logistik, Versicherungen und produzierende KMU.
Malte Landwehrmann
- Geschäftsführer & Managing Partner
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Nico Eppert
- Engagement Manager
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