„Die Papiere bitte“: Von der Lkw-Technik über Ladungssicherung bis zu gesetzlichen Anforderungen – umfangreiche Schulung geht dem Einsatz auf der Straße voraus.
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Tägliche Kontrollen des Güterverkehrs gehören zu den festen Aufgaben der Polizei. Nicht immer und allseits geliebt, aber notwendig, um die Sicherheit auf unseren Straßen für alle Verkehrsteilnehmer zu verbessern.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Wer kennt das geflügelte Wort nicht, dessen Gültigkeit sicherlich von Fall zu Fall geprüft werden sollte. Mit Jahrzehnten Erfahrung im Rücken hat sich bei der Polizei die Erkenntnis gefestigt: Kontrollen des gewerblichen Straßengüterverkehrs sind eine Notwendigkeit, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu verbessern.
Warum beispielsweise ein Lkw-Überholverbot auf einer bestimmten Strecke eingerichtet ist, mag sich vielleicht nicht immer spontan erschließen. Jedem Fahrer sollte aber klar sein, dass solche Verbote mit Sachverstand festgelegt werden. Die Einhaltung obliegt der Verantwortung jedes Einzelnen und der Kontrolle der Polizei.
Dafür positionieren sich die Beamten zum Beispiel auf Brücken, um von diesem erhöhten Standpunkt mit guter Sicht aus Fotos zu machen, um die Ordnungswidrigkeit dokumentieren zu können. Wesentlich aussagekräftiger ist aber eine Kontrolle mittels VKS, dem „Verkehrskontroll-System“ der Polizei. Dafür werden nicht nur mehrere Kameras auf einer Brücke fest stationiert, sondern auch eine weitere an der Fahrbahn. Außer den zwei Blickwinkeln hat das System darüber hinaus den Vorteil, vollautomatisch zu arbeiten. Das erleichtert den Polizisten die Arbeit und kann gleich drei Ordnungswidrigkeiten erfassen: unzulässiges Überholen, überhöhte Geschwindigkeit und zu geringe Abstände.
Mittels VKS lässt sich auch eine mögliche Fehlerrate senken, denn dieses System kann einen ganzen Streckenabschnitt erfassen und dokumentieren – anders als die Momentaufnahme beim „einfachen“ Einsatz nur einer Kamera. Zudem wird niemand angezeigt, dem zum Beispiel ein Pkw oder anderer Brummi in die Lücke gefahren ist.
Faires Miteinander
Dass die Kontrollfunktion der Polizei nicht überall auf Entgegenkommen stößt, liegt auf der Hand. Wichtig zu betonen – und Teil des Selbstverständnisses der Beamten – ist, dass die Kontrollen niemals als Schikane gedacht sind. Jeder Polizist weiß, wie schwer es die Fahrer haben. Dennoch: Was die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet, muss zur Anzeige gebracht werden. Und das gilt für alle Fahrerinnen und Fahrer, egal ob im Inland oder Ausland wohnend. Bei direkten Kontrollen erhebt die Polizei bei ausländischen Verkehrsteilnehmern Sicherheitsleistungen und bei automatisierten Kontrollen treibt die Bußgeldstelle auch erfolgreich im Ausland ein. So bleibt es für alle fair.
Das automatisierte Verkehrskontrollsystem kann einen ganzen Straßenabschnitt überwachen – für eine faire Beurteilung.
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Flexibler Einsatz
Eine weitere Instanz auf den Autobahnen sind die zivilen Streifen. In der Hauptsache eingesetzt, um Geschwindigkeitsübertretungen von Pkw-Fahrern zu dokumentieren, haben sie auch immer ein Auge auf den gewerblichen Güterverkehr und sind mittels der Technik an Bord genauso befähigt, zu geringe Abstände zwischen Lkw oder unzulässiges Überholen festzustellen.
Ein deutlich umfangreicheres Team kommt bei Großkontrollen durch den Verkehrsdienst zum Einsatz. Denn in jedem Polizei-Präsidium gibt es eine Gruppe, die für den Schwerlastverkehr zuständig ist. Ergänzend kann dann etwa auch ein Veterinär hinzukommen, um auch einen Tiertransport angemessen kontrollieren zu können. Auf der Ladungsseite wird aber auch geprüft, ob etwa Gefahrgut- oder Lebensmittel-Regelungen eingehalten werden, manchmal auch mithilfe von weiteren Experten.
Gut ausgebildet
Damit die Beamten ihr breites Aufgabenspektrum fachgerecht erfüllen können, bedarf es einer Zusatzausbildung, die jedes Mitglied des auf Streife aktiven Verkehrsdienstes durchlaufen hat. Das geht teils hin bis zum Erwerb des Lkw-Führerscheins. So kennen sich die Beamten nicht nur besser mit der Lkw-Technik und den Problemen der Berufskraftfahrer aus, sie sind auch in der Lage, beispielsweise in einem Fall von Trunkenheit am Steuer den Lkw an einen sicheren Stellplatz bewegen zu können.
Genauso müssen sich die Kontrollierenden mit Frachtpapieren, Gefahrguterklärungen und Ladungssicherung auskennen. All das wird in besonderem Maße gefordert, wenn der Kontrollpunkt etwa an einem Industriepark eingerichtet wurde. Dann gilt es festzustellen, ob der Fahrer nicht nur über alle Papiere verfügt, sondern auch deren Gültig- und Richtigkeit beurteilen zu können – inklusive Führerschein und Nachweise über die notwendigen Schulungen im Rahmen des Berufskraftfahrerqualifikations-Gesetzes. Und auch die Einhaltung der Sozialvorschriften, sprich Lenk- und Ruhezeiten ist ein Kontrollpunkt der Beamten.
Eine sichere Fahrt hängt zudem von zuverlässiger Technik ab. Gerissene Bremsscheiben, kaputte Rücklichter, verschlissene Reifen und anderes können ernste Konsequenzen haben, zu Sach- und Personenschäden führen. Kein Wunder also, dass Lkw-Fahrern vor jeder Abfahrt eine Kontrolle der technischen Gegebenheiten obliegt. Auch hier sind polizeiliche Kontrollen gefragt, um technische Mängel schon vor der Fahrt aufzudecken. Fahrer sollten zudem wissen: Die Polizei hat das nötige Equipment dabei, um auch Fahrtenschreibermanipulationen auf den Grund zu gehen.
Welche Rolle die Kontrollen im täglichen Verkehrsgeschehen spielen können, wird am Beispiel Sonntagsfahrverbot deutlich. Am Wochenende ohne Fahrtätigkeit kann die Versuchung da sein, zu wenig auf den Alkoholkonsum zu achten. So fiel manch ein Fahrer zu Wochenbeginn mit erhöhtem Alkoholspiegel auf. Seitdem die Polizei aber regelmäßig vor Wochenbeginn Kontrollen vornimmt, sind solche Fälle deutlich zurückgegangen.
Gelebte Prävention
Viel Wert legt die Polizei aufs Miteinander – aus diesem Gedanken heraus sind die Fernfahrerstammtische entstanden. Hier können beide Seiten ihre Anliegen kommunizieren und voneinander lernen. Prävention steht im Vordergrund, weshalb es immer auch darum geht, die Fahrer mit Tipps und Hinweisen zu versorgen.
Christian Wiepen,
Polizeihauptkommissar des Polizeipräsidiums Westhessen