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Sechs neue Lkw der Edgar Graß Spedition im südhessischen Schupbach fahren mit verflüssigtem Gas. Über diese umweltfreundliche Investition informierte Geschäftsführer Alexander Steinberg kürzlich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Presse.

Die Fahrzeuge der Herstellerfirmen Volvo und Scania sind mit zwei Tanks ausgestattet, wobei der Dieseltank lediglich für die Zündung benötigt wird und für einen Anteil von fünf Prozent am Gesamtverbrauch sorgt. Die restlichen 95 Prozent sind verflüssigtes Methangas. Dafür wird Flüssigerdgas (LNG) auf −161 bis −164 °C abgekühlt.
BGL-Hauptgeschäftsführer Prof. Dirk Engelhardt sprach von einer erstaunlichen Reduktion der Schadstoffausstöße.

Selbst wenn von heute auf morgen alle Lkw in Deutschland stehen blieben, ergäbe das lediglich 5,2 Prozent weniger Emissionen.
Wir brauchen Lkw, aber solche mit einem sauberen Antrieb.

Tankstellennetz ausbauen

Volvo-Repräsentant Sven Hönnige erläuterte, dass sein Unternehmen sämtliche Werke umgerüstet habe, um CO₂-neutrale Lkw zu produzieren. Diese erfüllten die Euro 6 Stufe D, sagte er. Auch für den Antrieb von Schiffen werde an dieser Technologie gearbeitet.
Michael Scheuern, Techniker bei Volvo, berichtete, dass jährlich etwa drei Millionen Fahrzeuge weltweit produziert würden. Er wies darauf hin, dass das Vorkommen von Methanerdgas auf der Welt siebenmal größer sei als das von Erdöl. „Wenn wir diese Technologie weiter vorantreiben wollen, müssen wir dringend das Tankstellennetz ausbauen“, forderte er.
Deutschland sei da besonders als Durchfahrtsland für den Fernverkehr gefordert. 15 bis 20 Tankstellen würden zunächst einmal den Fernverkehr sicherstellen, rechnete Scheuern vor.

Gute Tankstellennetze hätten bereits Belgien, die Niederlande, Frankreich und Spanien. LNG bezeichnete er als die richtige Technik
für den großen Stil. Steffen Ziegert von der Firma Scania nannte als vier wichtige Gründe für einen nachhaltigen Transport Verkehrsdichte, Schadstoffe, Energiesicherheit und Klimawandel. Bei einem Kugeldurchmesser von zehn Metern für eine Tonne CO₂ machte er anhand einer Grafik anschaulich deutlich, dass jeden Tag das Empire-State-Building unter diesen Kugeln verschwindet.

Auch er bemängelte das sehr löchrige deutsche Tankstellennetz. Außer dem Aspekt für eine saubere Luft beim Einsatz von LNG wies Ziegert auf eine um etwa 50 Prozent geringere Lärmbelästigung hin. Jochen Momberger von Shell Deutschland machte deutlich, dass bereits seit fünf Jahrzehnten an der neuen Technik geforscht werde und sein Konzern mittlerweile mehr Gas als Öl vertreibe. Als Ziel formulierte er im Hinblick auf das Tankstellennetz, alle zwei Monate eine neue Station an den Start zu bringen.

„Zu weit weg von A3“

Alexander Steinberg wünschte sich mehr Unterstützung von der Politik. „Wenn es sich rechnet, würden wir ja auch eine Tankstelle bauen“, sagte er. Aber schon ein geeignetes Grundstück dafür zu finden, sei ein Problem. An Limburgs Bürgermeister Marius Hahn gewandt, thematisierte er ein mögliches Fahrverbot durch Limburg. Hahn sagte dazu, dass die Stadt Limburg nur einen geringen Einfluss habe, die Entscheidungsträger andere seien. Für Lärm und Schadstoffausstoß in Limburg liege die Zuständigkeit beim Land Hessen.

Vorstellen könne er sich eine Tankstelle am Limburger ICE-Bahnhof, wo Platz für etwa 90 Lkw-Stellplätze wäre. Ein Standort für eine Tankstelle in Beselich an der B 49 käme Bürgermeister Michael Franz gelegen. Dazu sagte Willi Höhler, Vorstandsvorsitzender
der Straßenverkehrsgenossenschaft Hessen (SVG) und ehemaliger Geschäftsführer der Firma Graß, dass der Standort zu weit weg
von der A3 läge. Die Bereitschaft Steinbergs, eine eigene Tankstelle zu bauen, bezeichnete Höhler als mutig. So etwas sei immer ein Risiko für ein Unternehmen. Er nannte es einen wichtigen Schritt, mit der Politik ins Gespräch zu kommen. Landrat Michael Köberle sagte zu, er wolle dem Land Hessen Vorschläge machen.

An Grenze gekommen

Die Firma Edgar Graß beschäftigt rund 140 Mitarbeiter und hat derzeit 64 ziehende Fahrzeuge mit einer Fahrleistung von etwa acht Millionen Kilometer pro Jahr. Sie verfügt über eine eigene Werkstatt, Tankstelle und Spülanlage. Dem Unternehmen ist es gelungen, den Kraftstoffverbrauch trotz steigender Fahrleistung kontinuierlich zu senken. Ohne die neue Technologie sei aber nun eine Grenze erreicht, machte Steinberg deutlich.
Mit der Investition in die neue Technologie will Steinberg einen Beitrag für saubere Luft leisten. „Sobald es in Deutschland genügend Tankstellen gibt, kann ich mir vorstellen, den Fuhrpark hier zu 100 Prozent auf Gas umzustellen“, erläuterte der Unternehmer.

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