Foto: shutterstock/ Olaf Simon

Lkw-Technik wird zunehmend komplexer, die Verkehrsdichte ist hoch – sich bestens mit allen Systemen auszukennen gehört da einfach zu einem attraktiven Arbeitsplatz dazu. Über Weiterbildungen baut der Fahrer sein Wissen aus, erfährt Wertschätzung durch das Unternehmen und wird schadenfreier unterwegs sein. 

Wenn SVG-Fahrsicherheitstrainer Stefan Lenz etwas in 25 Jahren Berufserfahrung mitgenommen hat, dann das: „Ein Training lohnt sich immer.“ Und mag die Stimmung bei einzelnen Teilnehmern am Anfang vielleicht noch ausbaufähig sein, zum Beispiel weil sie ihren eigentlich freien Samstag beim Lehrgang verbringen sollen: „Nach der ersten Runde sind alle voll dabei. Und spätestens am Ende des Schulungstags verlassen alle das Trainingsgelände mit einem sehr positiven Feedback.“ 

Einer der Gründe mag sein, dass Lenz viel Wert auf Praxisnähe legt. „Sicher könnte ich auch den ganzen Tag lang über Technik, Systeme und Zusammenhänge referieren, wie es leider so oft vorkommt … Aber wer soll sich das merken. Ganz ohne Theorie geht es natürlich auch nicht, aber bei meinen Lehrgängen achte ich darauf, dass die Teilnehmer im Wesentlichen auf der Trainingsanlage sind, was natürlich viel nachhaltiger ist.“ Es geht ums Machen und Ausprobieren: Wer nicht selbst am Steuer sitzt, ist zumindest als Beobachter dabei und tauscht sich nach der Übung mit den anderen aus.

Die Kurse sind in aller Regel gut besucht. „Für die Unternehmer gibt es gute Gründe, ihre Fahrer hier zu schulen“, so Lenz. „Zufriedenere Fahrer sind treuere Fahrer. Außerdem gibt es Fördergelder zum Beispiel durch Berufsgenossenschaften, Gutscheine von Fahrzeugherstellern, aber auch Auflagen der Versicherung können ausschlaggebend sein. Unabhängig davon hat ein Großteil der Firmen auch ein starkes Interesse daran, dass die Mitarbeiter sicher unterwegs sind.“

Die Unternehmen legen Wert darauf,
dass wir die neue Technik erklären

Stefan Lenz

Damit die Qualität gesichert ist, bietet die SVG ausschließlich Fahrtrainings nach den Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) an. Schon seit Mitte der 1970er-Jahre entwickelt der DVR Trainings und Programme für alle Zielgruppen des Verkehrsgeschehens. Um einen gleichmäßig hohen Qualitätsstandard bei der Aus- und Fortbildung der Lehrgangsdurchführenden umsetzen zu können, hat der DVR gemeinsam mit seinen Mitgliedern ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 eingeführt. Salopp gesagt: der Gold-Standard unter den Fahrtrainings. „Das macht sich auch in barer Münze bezahlt, denn nur DVR-qualifizierte Kurse sind förderfähig“, sagt Lenz und ergänzt, dass selbstverständlich auch kundenspezifische Wünsche berücksichtigt werden.

„Die Technik läuft uns davon“

Vielfach als Schwerpunkt angefragt ist zum Beispiel der Umgang mit den Assistenzsystemen. Notbremsassistenten beispielsweise sind im Lkw bereits seit Jahren vorgeschrieben, die kontinuierliche Anhebung der gesetzlichen Vorgaben sorgt auf der einen Seite für weniger Verkehrsunfälle, muss vom Fahrer in ihrer Komplexität aber auch verstanden werden, damit er jederzeit angemessen reagieren kann. Schließlich sind es gerade die Auffahrunfälle, die aufgrund der hohen Fahrzeugmasse eines beladenen Nutzfahrzeugs oftmals besonders schwere Unfallfolgen nach sich ziehen. 

Ob Notbrems-, Spurhalte- oder Aufmerksamkeitsassistent, Stefan Lenz fasst das Problem so zusammen: „Die Technik läuft uns davon.“ Viel zu oft finde eine gründliche Einweisung in das Fahrzeug gar nicht mehr statt. „Dann heißt es: ‚Da steht dein Neuer, hier sind Schlüssel und Papiere, los geht’s!‘. Oder aber die Einweisung fällt einfach viel zu knapp aus. Viele Fahrer sprechen auch nur schlecht Deutsch und bekommen nicht mal gezeigt, wie man die Sprache des Cockpits auf ihre Landessprache umstellt.“ Die Folge: Oft geht es in den Trainings schon allein um das Erlernen der grundlegenden Technik. „Aber das machen wir ja gern, das ist ja auch Sinn und Zweck, dass die Leute rausgehen und sagen „jetzt habe ich mal wieder was Neues gelernt, jetzt hat mir endlich mal einer was erklärt.“

Viele Fahrer haben eine All-inclusive-Mentalität.
Aber die Grenzen der Physik gibt es nun mal

Stefan Lenz

Assistenzsysteme sind kein Wundermittel

Was er auch oft genug erlebt, nennt er die „All-inclusive-Mentalität“. Der Fahrer hat ein Fahrzeug mit modernsten Systemen, macht sich aber nicht klar, dass auch die cleverste Technik die Grenzen der Physik nicht aufheben kann. „Beispiel Autobahn, wenn die Abstände nicht eingehalten werden. Jeder Lkw hat einen Notbremsassistenten an Bord. Der würde im Notfall auch bremsen, nur: Wenn ich nicht genug Abstand halte, dann ist der Einschlag unvermeidbar. Dann ist höchstens die Unfallfolge gemildert, weil der Lkw schon mal abgebremst hat. Und das vergessen viele. Eigentlich hört man das fast schon jeden Tag, dass einer ins Stauende gefahren ist.“ 

Die Systeme im „Labor“ des Testgeländes mal ganz bewusst ausreizen und durchtesten. Merken, was muss vom Fahrer kommen, was macht das Fahrzeug allein, das sei ungeheuer wertvoll. „Hier hat man die Chance, auch mal an die Grenze zu gehen. Da sind die Fahrer oft erstaunt: Sie denken, das Fahrzeug sei stabil in der Spur, dabei steht der Anhänger schon längst quer!“

DVR FÜR MEHR SICHERHEIT
Seit 1969 ist der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) eine maßgebliche Instanz für die Verbesserung der Verkehrssicherheit auf unseren Straßen mittels Kampagnen, Programmen und Tranings. Die Notwendigkeit für weitere Maßnahmen zeigen etwa diese Zahlen aus 2022: mehr als 95.000 Verletzte und fast 3.000 Getötete aufgrund von Verkehrsunfällen in Deutschland.

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