Credit: Gerhard Hütter
Im Umkreis von rund 80 Kilometern um Frankfurt herum transportieren Gerhard Hütter und seine drei Brüder Stahl und Eisen im Stückgutverkehr. Als Partner eines Stahllogistikunternehmens beliefern sie Industriefirmen zwischen Friedberg und Mannheim und zwischen Bad Kreuznach und Aschaffenburg. Den Familienbetrieb haben die Hütters 1999 gegründet. Infolgedessen wurde Gerhard Hütter als Geschäftsführer der Transport Team GmbH eingesetzt.
Während seine Brüder vor allem die Transporte durchführen, kümmert sich Gerhard Hütter um die Büroarbeit:
Ob Auftragsabwicklung, Disposition, Buchhaltung, Frachtabrechnung oder Löhne – Hütter sorgt für einen reibungslosen Ablauf und springt auch mal im Lager oder als Fahrer ein. Auch mit ihm sprachen wir über die veränderten Arbeitsbedingungen seit Corona.
Jeden Morgen um 4 Uhr erhält die Transport Team GmbH eine Lieferung mit bis zu 24 Tonnen Stück- und Langgut. Diese Lieferung teilt sie sich mit einem Betrieb in der Nachbarschaft auf. „Unsere drei Lkw können jeweils maximal drei Tonnen aufnehmen, sodass wir oftmals einen kleinen Überhang haben, den wir dann entsprechend einlagern und später am Tag oder notfalls tags darauf ausliefern“, erklärt Hütter.
Meistens geht jedoch die Menge der gelieferten Ware auf. „Und das ist auch gut so: Wir sind ein reiner Familienbetrieb und unser Fuhrpark umfasst nun mal nur drei Lkw. Das weiß auch unser Zulieferer“, so der Geschäftsführer weiter. „80 Prozent der Ware wird am selben Tag beim Endkunden ausgeliefert. Dennoch kann es den Unternehmen, die auf Stahl und Eisen angewiesen sind, manchmal nicht schnell genug gehen. Doch die Bestellungen, die bei der Stahlfirma eingehen, müssen bearbeitet, die Ware kommissioniert, vom Spediteur abgeholt, nachts verladen und am nächsten Tag vor Ort verteilt werden – das dauert nun mal“, weiß Hütter. Das Logistiknetz würde sehr gut funktionieren, doch manchmal würden eben von der Bestellung bis zur Auslieferung zwei Tage vergehen. „Und wir reden hier ja von Stahl. 500 kg und mehr! Das darf man nicht mit einem Schuhkarton verwechseln“, schmunzelt der Firmeninhaber.
Aber dieser Zeitdruck sei kein coronabedingtes Problem, sondern der ganz normale Alltag als Transporteur. Alles anders bei der Warenannahme. Dennoch haben auch Hütter und seine Brüder seit der Corona-Pandemie mit den erschwerten Anlieferungen durch die Maßnahmen und Hygienevorschriften zu kämpfen. Häufig müssten die Fahrer die Papiere draußen auf einen Tresen legen, sobald man wieder weg ist, würden diese dann reingeholt. Wo bei einem Kunden also gänzlich auf Kontakt verzichtet wird, um Infektionen zu vermeiden, gibt es bei anderen wiederum mehrere Stellen, die bis zur Entladestelle passiert werden müssen:
Bei einigen unserer Warenempfänger, meistens große Unternehmen und Konzerne aus dem produzierenden Gewerbe für Chemie und Maschinen, findet zuerst eine Kontrolle beim Pförtner statt, dann kommt jemand vom Sicherheitspersonal und leitet die Fahrer zur Warenannahme, wo erneut alle Kontaktdaten aufgenommen werden.
, schüttelt Hütter verwundert den Kopf. „Ich finde es richtig und wichtig, eine Historie darüber zu erstellen, wann sich wer, wo befunden hat, um im Fall des Falles, die betreffenden Personen ausfindig zu machen und zu kontaktieren – gar keine Frage! Aber warum reicht es denn nicht, wenn die Kontaktdaten des Fahrers inklusive Kennzeichen und Firmenadresse vorne an der Pforte erfasst werden? Das steht in keinem Verhältnis!“ wundert er sich.
Auch erlebten seine Brüder, dass sie auf Betriebshöfen von Security-Mitarbeitern empfangen wurden, diese sie zur Abladestelle begleiteten und die Fahrer dann nur kurz aussteigen durften, um den Lkw zu öffnen. Die Bearbeitung der Papiere erfolgte durch die Security. Bei manchen Firmen müsse man oft lange warten, bis jemand auf den Hof kommt. „Das war vor Corona natürlich anders“, erinnert sich Hütter. „Man kennt sich ja seit Jahren und konnte dann einfach ins Büro reinlaufen und Bescheid geben. Doch wir müssen das Beste aus der Situation machen und wenn man sich irgendwie schützen kann, dann sollte man das auch unbedingt tun.“ Für sich selbst und seine Brüder sowie die Lieferanten hat Hütter von Anfang an Masken und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt.
„Leider ist es so, dass es die einen zwar ganz genau nehmen, aber andere wiederum nicht. Dabei kommen ja insbesondere
die Fahrer und Lagermitarbeiter jeden Tag mit zig Leuten in Kontakt.“ Wenn aus Minuten Stunden werden Neben der Frühstücks- und Mittagspause haben die Kunden der Transport Team GmbH nun teilweise eine „Corona-Pause“. In dieser Stunde wird für den Schichtwechsel vor Ort alles gereinigt und desinfiziert, um die Hygienevorschriften zu erfüllen. Diese zusätzliche Pause plant Hütter nun ebenfalls bei der Disposition ein. „Die langen Wartezeiten beim Kunden, die zusätzlichen Kontrollen, um seine Sendung
loszuwerden sind einzeln betrachtet überhaupt nicht schlimm – aber es summiert sich eben und ist auf die Woche, den Monat gerechnet, ein Aufwand, der nicht kompensiert wird“, fasst der Geschäftsführer zusammen.
Aufgrund des Radius ihrer Tätigkeit tangierte die Hütters die Schließung der Autohöfe nicht. „Die Strecken, die meine Brüder zurücklegen, sind ja überschaubar und abends ist jeder wieder Zuhause. Doch die Fernfahrer hat das richtig schlimm getroffen. Das berichteten uns die Fahrer unseres Auftraggebers. Es war jedoch gut zu sehen, wie sich die Verbände für die Wiederöffnung eingesetzt haben!“ so Hütter. Sein Wunsch für die Zukunft ist auch klar: „Dass wir weiterhin gesund bleiben und wohlbehalten durch diese Zeit kommen!„