Credit: TET Spedition

Spezialisiert auf kleine Unternehmen und den Mittelstand bietet der inhabergeführte Betrieb maßgeschneiderte Transportlösungen an. Unterwegs ist TET für Handelsunternehmen, Zulieferer der Verpackungs- und Automobilindustrie, für Unternehmen aus dem Maschinen- oder Apparatebau sowie für die Getränkeindustrie. Ob es sich hierbei um einen Schwertransport oder einen Kurierdienst handelt, spielt keine Rolle. An einem grauen Januarmorgen sind wir mit Ermert sowie mit den beiden Berufskraftfahrern Patrick Hahn und Kevin Kirchschlager zum Interview verabredet – natürlich coronakonform – und sprechen über die aktuelle Lage, Wertschätzung und Wünsche.

Die Angestelltenzahl ergibt sich durch unser Zwei-Schicht-System und dadurch, dass wir auch einige Aushilfen zum Waschen der Lkw und zur Unterstützung in der Werkstatt sowie Staplerfahrer für das Stückgut beschäftigen“, erklärt uns Firmengründer Ermert gleich zu Beginn. „Selbst im Büro arbeiten wir mit zwei Schichten, so dass wir immer zwischen 5 Uhr morgens und 20 Uhr abends erreichbar sind.“ Auch seien einige Fahrzeuge doppelt besetzt.

Einen eigenen Lkw steuern die Mitarbeiter Hahn und Kirchschlager. Neben ihrem Chef erinnern sich die beiden Kollegen an ihren Berufsalltag vor der Pandemie. „Bei den Zentrallagern ist man der Depp! Da wartet man 40 Minuten auf die Papiere oder vier Stunden für sieben Paletten. Das wird sich leider auch nie ändern!“ ärgert sich Hahn.
Dem kann Kirchschlager nur zustimmen. „Bei den Zentrallagern ist man tatsächlich nur eine Nummer und wartet oftmals so lange, dass man dann die nächste Ladung nicht bekommt. Das ist wirklich ärgerlich! Ansonsten: Je kleiner der Kunde, desto netter! ‚Willst Du einen Kaffee? Es dauert noch ein bisschen!‘“ Paletten zu kontrollieren, Kartons aufs Band zu stellen, Waren zu scannen – dies sind alles Tätigkeiten, die nicht im Aufgabenbereich der Spedition liegen, dennoch oft an deutschen Entladestellen gefordert werden und teilweise auch so in den Verträgen eingebaut werden.


Unterwegs als Chauffeur

Bei der Frage, ob die Erfahrungen im Ausland anders seien, gerät Hahn ins Schwärmen. „Oh ja! Egal, ob Holland, Frankreich oder in der Schweiz – man wird überall total nett an der Ladestelle in Empfang genommen. ‚Hol Dir einen Kaffee, wir machen das schon mit dem Entladen!‘ In den Zentrallagern wäre es den Leuten hingegen am liebsten, wenn wir die Ware noch kommissionieren und sie in die Regale packen“, ereifert sich der ehemalige Straßenwärter. „Aber in Holland bist Du ein Chauffeur!“ ergänzt Ermert, der auch selbst fährt. „Allein die Art, wie man dort angesprochen wird, ist ungewohnt schön. Man fühlt sich anders wahrgenommen, der Job wird vielmehr geschätzt.“ Der Unternehmer weist dabei aber auch auf die angespannte Situation in Deutschland hin, hervorgerufen durch kleine Straßennetze mit einer hohen Auslastung.

In Frankreich beispielsweise ist viel weniger Verkehr und alles entspannter. Da schafft man viel mehr Kilometer als in Deutschland.
Es gibt dort auch nicht so eine hohe Staudichte. Klar, auch dort gibt es Knotenpunkte – zum Beispiel in Paris oder Lyon. Toll ist: Man kommt entspannt beim Kunden an. Hier ist man doch sehr gehetzt, verpasst mal einen Termin, weil doch irgendwo wieder Stau war
“, gibt Ermert seine eigenen Erfahrungen wieder. Die vielen Verzögerungen – sowohl beim Be- und Entladen als auch im Straßenverkehr – wirken sich zudem negativ auf die Lenk- und Fahrtzeiten aus. Durch das Mobilitätspaket Teil 1, welches im vergangenen August in Kraft trat, konnte jedoch zumindest etwas Druck aus der Einhaltung der Zeiten genommen werden.


Erster Lockdown – Mit Zusammenhalt durch diese Zeit

An den ersten Lockdown können sich die drei noch gut erinnern. Der Umgang mit den Kunden – ob persönlich oder am Telefon – war harmonischer, der Zusammenhalt hoch. Zudem wirkte sich der Lockdown auch auf den Verkehr aus: Es waren nur noch die Lkw unterwegs, die gebraucht wurden. „Der Umgang war partnerschaftlicher“, erinnert sich der Chef. Zudem konnte man die Zeiten gut einhalten. Es war sogar egal, wann man in Köln oder am Elbtunnel ankommt.
Und abends gab es Parkplätze! Das war um Ostern 2020 herum – vielleicht zwei oder drei Wochen lang.“ Neben diesen durchaus positiven Effekten, weist Kirchschlager auf die Kehrseite hin. „Alle sanitären Einrichtungen waren gesperrt: Ob an den Be- und Entladestellen oder an Raststätten – man musste sich da schon echt organisieren. Und Parkplatztoiletten sind einfach keine Alternative! Glücklicherweise hielt dieser Zustand nur kurz an und dann hatten zumindest die Sanifair-Anlagen wieder geöffnet.

„Und das für Lkw-Fahrer sogar umsonst!“ klinkt sich Hahn ein. Dass es Überlegungen gibt, für Lkw-Fahrer generell die Nutzung der sanitären Einrichtungen kostenfrei anzubieten, findet breite Zustimmung.
Lachend erwähnt Hahn, dass es Parkplätze geben würde, bei denen die Fahrer 20 Euro für das nächtliche Parken zahlen müssten – inkludiert sei ein 10 Euro-Verzehrgutschein, „und immerhin ist die Toilettennutzung umsonst!“ Ermert kann über solche Gegebenheiten nur den Kopf schütteln. „Das mit den Parkplätzen ist ein riesiges Problem. Es steht aber in keiner Relation für einen Parkplatz 20 Euro zu zahlen und hingegen für eine Übernachtung in einer Pension um die 40 Euro – und da ist noch das Frühstück mit drin!

Zweiter Lockdown – Alles wie immer?

Im zweiten Lockdown hat auch das TET-Team Ermüdungserscheinungen festgestellt. Und Ermert, der „zwischen den Jahren“ selbst hinterm Steuer saß, war überrascht über den Verkehr. „Ich konnte keinen Unterschied zu der Zeit vor der Pandemie feststellen. Auf den Autobahnen und in den Industriegebieten war richtig viel los, und das, obwohl alle Geschäfte geschlossen waren. Der Verkehr war so wie eh und je zu Weihnachten. Gefühlt hatten wir keinen Lockdown. Erst im Januar ist es ruhig geworden – aber das ist ebenfalls nicht ungewöhnlich.

Kirchschlager ist froh, dass es im Laufe des zweiten Lockdowns wieder ermöglicht wurde, in Autohöfen zu essen. Ermert lobt dazu die verschiedenen Verbände, die sich für diese Regelung eingesetzt haben. „Den Berufskraftfahrern steht nun ein gesonderter Bereich zu Verfügung. Das halte ich für immens wichtig. In den ersten Wochen im Frühjahr gab es das Essen ja nur zum Mitnehmen. Da haben die Trucker schon den ganzen Tag in der Fahrerkabine gesessen und sollen da auch noch ihr Mittag- oder Abendessen einnehmen. Das ist auch unvernünftig für den Körper“, setzt sich Ermert für das Wohl seiner Mitarbeiter ein. Die seit Corona fehlende Möglichkeit, beim Be- und Entladen dabei sein zu können, empfinden die drei als schwierig. „Ich muss ja dann ohnehin nochmals prüfen, ob die Ladung richtig gesichert wurde und wenn der Lkw noch voll ist, weiß ich doch am besten, wo sich die zu entladende Ware befindet“, merkt Hahn an.

Über die Grenzen

In der Transport- und Logistikbranche herrschte zuletzt eine allgemeine Verunsicherung, wie schwierig sich der Grenzverkehr gestalten würde. Kirchschlager und Hahn können von Fahrten in und aus der Schweiz beziehungsweise Tschechien nur Positives berichten. Schwieriger gestaltet sich jedoch die Vorbereitung.
Welche Vorschriften bei der Planung im jeweiligen Land gelten, können schon wieder am Tag des Transportes hinfällig sein. „Bald geht es nach England. Wir haben uns da viel reingelesen und nun eine Fähre gebucht“, so Ermert. Als Unternehmer sei er mit einem großen Mehraufwand konfrontiert. „Meine Fahrer informieren sich auch eigenständig und nutzen ihre Kanäle, tauschen sich mit anderen aus und dann wird das hier gemeinsam besprochen, was der bestmögliche Weg ist“, zeigt sich der Chef zufrieden.
Weniger zufrieden ist er über den dadurch sehr viel höheren Aufwand. „Es gibt keinen besseren Frachtpreis, wenn wir die Route ins
Ausland so detailliert und tagesaktuell planen, aber deutlich mehr Arbeit. Ebenfalls trifft dies im Nahverkehr zu. Die Fahrer müssen sich telefonisch anmelden und dann teilweise lange warten, bis ihnen Zutritt gewährt wird.

Dann wird kontrolliert, ob sie eine Maske aufhaben und sich die Hände desinfiziert haben – vorher kommt keiner in die Halle rein. Das alles braucht viel mehr Zeit als vor Corona. Bei 25 Stopps am Tag machen zwei, drei Minuten, die diese Vorgehensweise mit sich bringen, einfach eine Stunde mehr aus.
“ Ermert findet die Maßnahmen richtig und wichtig – dennoch ist dieser Mehraufwand
finanziell ein Thema. Der günstige Dieselpreis aus dem Vorjahr allein würde diese Situation nicht ausgleichen.
Dennoch dürfen wir uns nicht beklagen: Durch den Mix aus Nah- und Fernverkehr sowie aus Kunden und Tätigkeitsbereichen hält es sich die Waage“, hält Ermert dankend fest.

Keine Angst vor Fehlern

Ebenfalls schätzt der Firmenchef die regelmäßigen Informationen, die er über den Fachverband oder die SVG erhält – auch, wenn es ungewiss ist, ob diese Infos auch am nächsten Tag noch Gültigkeit haben. Und sollte mal etwas übersehen worden sein, dann hat das TET-Team die Erfahrung gemacht, vor Ort freundlich darauf hingewiesen worden zu sein. „Ich halte mich an die Vorschriften, trage Maske, habe auch Masken an meine Mitarbeiter verteilt – im Sommer Loopschals, jetzt FFP2. Anforderungen, die Kunden an uns gestellt haben, wurden umgesetzt. Falls es trotzdem ein Missverständnis gab, konnte das schnell geklärt werden“, so Ermert. Als Firmenchef mit gutem Beispiel voranzugehen, hält er ebenso wie den regelmäßigen Austausch mit seinen Mitarbeitern für essenziell.

Wünsche für die Zukunft

Gerade dieser Austausch macht das Team rund um Ermert aus: Vor der Pandemie nicht nur im beruflichen Kontext, sondern auch bei einem gemeinsamen Feierabendbierchen und dem einen oder anderen Grillabend auf dem Hof. Auch, wenn diese Aktivitäten derzeit ausfallen müssen, hat Hahn den Lockdown bisher als annehmbar empfunden. „Der Vorteil von unserem Job ist ja, dass wir trotzdem immer raus kommen und unterwegs sein können.“ „Das kann ich so nicht bestätigen“, unterbricht Kirchschlager. „Das mag vielleicht auf Dich zu treffen, weil Du zwecks Übernachtung Autohöfe ansteuerst und es Dir da gut gefällt, aber ich parke auch gern mal etwas auswärts, erkunde die Natur und laufe durch eine Stadt. Und das macht momentan einfach keinen Spaß. Es ist alles leer. Schon irgendwie unheimlich“, frotzelt er in Richtung seines Kollegen. Einig sind sich die beiden jedoch wieder darin, dass sie sich wünschen, weiterhin ihren Job zu behalten und dass die Auftragslage dementsprechend konstant bleibt.

Zum Schluss wollen wir gern noch wissen, ob die drei denn für das Weiterfahren das eine oder andere Dankeschön erhalten haben. „Ja, hier und da mal hat man anfangs mal ein Danke gehört“, bestätigen Ermert und Hahn.
Und Kirchschlager fügt hinzu: „Der, der es uns am meisten gedankt hat, war der Tobi! Wir sind eben ein gutes Team und da wird niemand hängen gelassen!


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