Credit: Ludwig Meyer Logistik GmbH & Co.KG

Das Familienunternehmen Ludwig Meyer Logistik GmbH und Co. KG ist ganz vorne mit dabei, wenn es um die Nutzung innovativer Antriebstechniken geht. Bereits seit sieben Jahren sind Elektro-Lkw im Einsatz, voraussichtlich ab September werden Wasserstoff-Lkw an den Start gehen.

Es ist ein sonniger Tag, als ich mich auf den Weg zu Meyer Logistik mache. Direkt an der A5, Abfahrt Friedberg, liegt am Anfang des Industriegebiets Richtung Friedrichsdorf der beeindruckende Neubau, den das Unternehmen Ludwig Meyer Logistik Ende 2016 gemeinsam mit seinem Schwesterunternehmen QSL, Meyer Quick Service Logistics, bezogen hat. Besonders stolz macht es Geschäftsführer Heinz Meyer, dass die Stadt Friedrichsdorf die Straße, an der die Verwaltung des Unternehmens seitdem ihren Sitz hat, nach Ludwig Meyer, seinem Vater und Gründer von Meyer Logistik, benannt hat.

Zur Person

Meyer Logistik nimmt auf der „letzten Meile“ bereits seit 1949 die wichtige Aufgabe wahr, Menschen zu versorgen, indem man Waren zu den Lebensmittelmärkten bringt. Geht es darum, dies umweltfreundlich und klimaschonend zu tun, dann bleibt Meyer Logistik immer neugierig und technologieoffen, um von Anfang an Zukunft bestmöglich mitgestalten zu können. Dafür steht die
Inhaber-Familie mit all ihren Mitarbeitern und Angestellten. Das wurde auch im Mai 2022 wieder bestätigt: Gemeinsam mit dem HAVI und Rhenus gewann Meyer Logistik den VR Award in der Kategorie Umweltschutz.

Alles unter einem Dach

Die bodentiefen dunkelgrau abgesetzten Fensterfronten an den beiden drei- bzw. viergeschossigen weißen Würfeln des Komplexes fallen sofort ins Auge. Sie sorgen in sämtlichen Büroräumen für ausreichende Tageslicht und geben Richtung Norden den Blick auf den Taunus frei, auf der anderen Seite auf die Skyline von Frankfurt. Die Gebäude sind durch ein gemeinsames Treppenhaus verbunden. In die Planung des Baus waren damals die Inhaberfamilien von Anfang an involviert:
„Wichtig war für uns, eine kommunikative Atmosphäre zu schaffen, kurze Wege waren dafür eine der Grundvoraussetzungen“, erinnert sich Heinz Meyer. Im Erdgeschoss befinden sich der Empfang beider Unternehmen, mehrere Besprechungsräume und der Casinobereich für alle Mitarbeiter. In einem der Besprechungsräume sitze ich mit dem gesellschaftenden Geschäftsführer Heinz Meyer, dem Geschäftsführer Markus Bappert und dem Marketingleiter Sebastian Schiller zusammen.

Ein Blick zurück

Das Fundament der Meyer Logistik GmbH und Co. KG ist ein solides – eines, auf das man aufbauen kann – bis heute. Im Jahr 1949 gründete Ludwig Meyer mit nur einem Lkw ein zunächst regionales Transportunternehmen.
Knapp 60 Jahre später, 2008, sind es bereits 1.000 Fahrzeuge. Heute umfasst die Meyer-Flotte rund 1.200 Nutzfahrzeuge, die
auf der „letzten Meile“ unterwegs sind. Mittlerweile ist die Kerngesellschaft, die Verwaltung in Hessen, in Friedrichsdorf angesiedelt. Das operative Geschäft findet hier genauso wie auch in allen anderen Bundesländern statt.

Im LEH nicht mehr wegzudenken

„Das, was mein Vater in den ersten Jahren nach der Gründung geleistet hat, war noch eher übersichtlich. Er war hauptsächlich regional im Einsatz“, erzählt Heinz Meyer. In den ersten Jahren nach Kriegsende wurden Baustoffe transportiert. Erst Ende der 1960er- Anfang der 1970er- Jahre kamen die Meyers mit dem Lebensmitteleinzelhandel in Kontakt. Zu dieser Zeit in einem noch sehr überschaubaren Rahmen: In der Spitze arbeiteten zwischen 20 und 30 Mitarbeiter im Unternehmen. Mit der
Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels nahm das Geschäft dann in den 1970er- Jahren so richtig Fahrt auf. Heinz Meyer erinnert sich: „Da gab es damals ein expansives Unternehmen direkt in der Nachbarschaft, das heute zur REWE Group gehört, Hugo Leibrandt, kurz HL. Die Filialisierung der Supermärkte startete zu diesem Zeitpunkt gerade erst. Die Gesellschafter erinnerten sich an uns, denn schon in den Nachkriegsjahren existierten erste geschäftliche Beziehungen zu HL.“ So lag es nahe, dass Meyer Logistik zunächst die HL-Filialen belieferte. „Das war ein erster großer Schritt in Richtung Expansion“, erzählt Heinz Meyer.
Danach ging es schnell aufwärts. „Wir wurden eingebunden in die Distribution von Lebensmitteln. Zunächst regional nur im Rhein-Main-Gebiet, der nächste Step war dann 1980, im Rhein-Neckar-Raum.“

Auf nach Berlin

Doch die Beschränkung auf diese beiden Gebiete wurde schnell aufgehoben, und für Meyer Logistik hieß es: Westberlin. „HL bat darum, dass wir unser ,Engagement‘ auf Westberlin ausdehnen. Das war im Jahr 1985. Mit rund 40 Fahrzeugen organisierten wir dann die Belieferung in Westberlin. Das war damals eine überschaubare Sache, die wir gut handeln konnten – alles war ,safe eingemauert‘.“ Heinz Meyer lacht. „Bis dann 1989 die Wende kam. Ab diesem Moment eröffnete sich für uns innerhalb von sehr kurzer Zeit ein riesiger Markt. Das war ein weiterer wichtiger Step für uns, und wir konnten die Geschäfte auch auf die neuen Bundesländer ausweiten.“ Berlin ist seitdem ein elementarer Standort für Meyer Logistik, ganz in der Nähe von Tesla in Grünheide. Am Standort gibt es eine eigene Werkstatt, eine Tankstelle und eine Truck-Waschstraße.

Der deutsche Discounter

Um die Jahrtausendwende trat die REWE Group erstmals mit ihrer 3-Marken-Strategie auf den Plan. Markus Bappert: „Kurz darauf gab es den Big Bang – so wurde es marketingtechnisch auch genannt – und unter dem Dach der REWE Group wurde nur noch eine 2-Marken-Strategie gefahren. Die Marken Minimal und HL wurden subsummiert und Penny als einzelstehende Marke im Discountbereich als Gegenspieler zu Aldi und Lidl aufgebaut.“ Heinz Meyer ergänzt: „In der gesamten Entwicklung gab es drei Säulen: Das war der klassische Supermarkt, wie beispielsweise der HL-Markt mit einem Vollsortiment, dann gab es die Discount-Märkte und die Großmärkte wie beispielsweise toom. Die Großmärkte sind inzwischen von der Bildfläche verschwunden und heute nur noch als toom-Baumärkte bekannt. Die Idee des Discounters ist übrigens eine deutsche Idee“, erläutert Heinz Meyer weiter, „von den Aldi-Brüdern erfunden und als eine Art ‚Export-Modell‘ von Deutschland aus in die Welt getragen.
An dieser speziellen Verkaufsform, die Aldi und Lidl stetig weiterentwickelt haben, hat auch Meyer Logistik einen Anteil.“ Die deutsche Idee des Discounters hat sich inzwischen nicht nur europaweit, sondern weltweit etabliert und ist auf vielen Kontinenten zu Hause.

Historie und Neuzeit

Meyer Logistik GmbH & Co. KG haben bis zur Jahrtausendwende 80 Prozent ihrer Dienstleistung der REWE Group zur Verfügung gestellt. Später hat sich Meyer Logistik auch für andere Wettbewerber geöffnet und sich bundes- bzw. europaweit ausgedehnt. Aldi, Lidl und Edeka kamen als Kunden hinzu. „Mittlerweile haben wir fast alle im ,Portfolio‘“, erklärt Heinz Meyer. „1996 wurde die erste Niederlassung von Meyer Logistik GmbH & Co. KG im Ausland eröffnet: in Prag. 2003 kam eine Niederlassung in Österreich, 2004 eine in Rumänien dazu, hauptsächlich für die REWE Group. 2007 haben wir unsere Gesellschaft in Schweden gegründet, für den Kunden Lidl – mit einer guten Entwicklung bis heute. Die Gründung des Schwesterunternehmens Meyer QSL erfolgte 2008.“ Markus Bappert ergänzt: „Von damals, 2008, bis zum heutigen Status sieht der neue Part der Ludwig-Meyer-Historie wie folgt aus: Wir sind ein sogenanntes Multi Customer Approach. Das bedeutet, dass wir alle unsere Kunden im LEH entsprechend ihren Bedürfnissen optimal betreuen – von Deutschland aus gehen wir aber auch mit dem Kunden zum Zielort des jeweiligen Landes.“

Vom Fisch zum Fahrrad

Meyer Logistik ist für den LEH auf der letzten Meile unterwegs, hauptsächlich im Food-Bereich, aber natürlich gehören inzwischen zum Sortiment eines jeden Supermarkts auch Artikel aus dem Non-Food-Bereich.
„Je nach Saison transportieren wir von der Grillkohle über Blumenerde und Klappstühle alles bis hin zum Fahrrad – eben das, was gerade im Angebot und innerhalb des Vertriebssystems Standard ist.“ Betrachtet man die exakte Positionierung von Meyer Logistik, dann ist das Unternehmen im Kerngeschäft in der Distribution im Lebensmitteleinzelhandel unterwegs. Markus Bappert: „Das heißt, wir haben in der Regel keine eigenen Lager, wir handeln auch nicht die Ware im logistischen Sinn, das machen die Kunden alle selbst in ihren Distribution Logistik Centern, wir sind ein Teil davon, verantwortlich für die letzten Meter der Ware bis zum Supermarkt.“

Klimafreundlich unterwegs

Da man sich bei Meyer Logistik sehr wohl seiner Verantwortung für nachfolgende Generationen bewusst ist, entstand schon vor einigen Jahren die Idee, auch klimafreundlich unterwegs zu sein. Bereits 2008 waren zwei Elektro-Lkw im Einsatz. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Meyer Logistik Anwendungspartner beim eHighway-Lkw-Oberleitungsprojekt ELISA zwischen dem Frankfurter Flughafen und Darmstadt ist. Auf der zehn Kilometer langen Teststrecke entlang der A5 werden alle verkehrs- und energietechnischen, ökologischen und ökonomischen Aspekte, die für einen möglichen Ausbau des Systems relevant sein können, gemeinsam mit Wissenschaftspartnern der TU Darmstadt und den teilnehmenden Logistikpartnern erforscht.

Von Anfang an dabei

Meyer Logistik ist von Anfang an dabei und setzt den Oberleitungs-Hybrid-Lkw (OH-Lkw) in realen Transportprozessen ein. So ist es auch nur eine logische Folge, dass Meyer Logistik in einem nächsten Schritt, voraussichtlich ab September, mit drei Wasserstoff-Lkw an den Start gehen wird. Mit der Anschaffung der Fahrzeuge wird Meyer Logistik erneut seinem Ruf als Vorreiter bei der Nutzung innovativer Antriebstechniken gerecht. Die Entscheidung fiel auf Hyundai. „Denn“, so betont Heinz Meyer, „kein anderer Hersteller ist so weit wie Hyundai.“
Weder deutsche noch europäische Anbieter wie MAN, Mercedes oder Volvo, sie alle haben zwar auch Lkw in der Testphase, aber bis diese zum Einsatz kommen, kann es noch ein paar Jahre dauern. Aus diesem Grund sind die Vertragsverhandlungen mit Hyundai in vollem Gang. „Hyundai ist derzeit führend und hat auch schon im Bereich LEH in der Schweiz Fahrzeuge laufen“, erzählt Heinz Meyer. Er war vor Ort, um sich das Ganze live anzusehen. „Ich war in der Schweiz, in Zürich, habe mich auf so ein Fahrzeug gesetzt und es selbst getestet – läuft!“ Und da Meyer Logistik mit den Fahrzeugen nicht im europäischen Fernverkehr unterwegs sein möchte, sondern eher auf den Mittelstreckenverkehr ausgerichtet ist, sind die Wasserstoff-Lkw mit ihren Reichweiten perfekt. „600 bis 700 Kilometer sind problemlos machbar mit den Wasserstoff-Lkw, die derzeit mit Hyundai für Meyer Logistik in Planung sind“, sagt Heinz Meyer.

Zukunft mitgestalten

Markus Bappert ist sich sicher, dass das gerade erst ein Anfang ist: „Wir befinden uns in einer Phase der Übergangstechnologie, das wird immer ein Mix aus allem sein – der Verbrenner ist schließlich noch lange nicht tot. Es gibt nach wie vor Stärken und Schwächen der einzelnen Systeme.
Je nach Einsatzgebiet gibt es auch unterschiedliche Anforderungen und wir wollen möglichst alle bedienen. Deswegen stellt sich für uns auch keinesfalls die Frage nach einer Entscheidung für eines der Systeme. Der Elektro-Lkw ist nach wie vor unschlagbar in der Stadt, und er ist geräuscharm – deutlich leiser als ein Verbrenner. Welches Antriebssystem beziehungsweise welches Antriebskonzept sich in der Zukunft durchsetzt, das wird sich zeigen. Für uns ist es nur wichtig, dass wir dabei sind und es begleiten.“

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