Fotos: Friedrich Friedrich

Oliver Gerheim zählt zu den prägenden Köpfen der hessischen Umzugsbranche. Seit 20 Jahren ist er für Friedrich Friedrich in Griesheim im Einsatz, die längste Zeit davon als Geschäftsführer. Grund genug für eine Bestandsaufnahme.

Hallo Herr Gerheim, wo erreichen wir Sie gerade?
Im Büro in Griesheim bei Darmstadt. Dort bin ich schon seit 5.30 Uhr. Das ist meine Zeit, da kann ich jeden Morgen ein bis zwei Stunden ungestört Dinge erledigen, bevor ich später am Tag stark geblockt bin. Außerdem sind unsere gewerblichen Jungs auch früh dran, und die Disposition startet ebenfalls schon um 6.00 Uhr. Da will ich nicht zurückstehen (lacht).

Seit zwei Jahrzehnten verbindet man Ihren Namen mit Friedrich Friedrich. Wie sah Ihr Werdegang aus, ehe sie dort angeheuert haben?
Nach dem Abitur habe ich eine Lehre zum Speditionskaufmann bei Schenker gemacht. Anschließend war ich stellvertretender Geschäftsführer bei einem Sportverein. Die folgenden acht Jahre habe ich für eine Möbelspedition gearbeitet, die wie wir Mitglied bei der DMS ist. 2003 bin ich zum damaligen Unternehmen Gebrüder Friedrich gekommen, und seit der Fusion zu Friedrich Friedrich drei Jahre später bin ich Geschäftsführer.

„Wenn wir weiterhin so gut durchs Fahrwasser kommen wie bisher, bin ich zufrieden“: Oliver Gerheim

ZUR PERSON

Oliver Gerheim, Jahrgang 1969, ist in Frankfurt geboren. Er ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Und wie kommt sein Unternehmen zum ungewöhnlichen Namen? „Eine unserer beiden Vorgänger-Firmen wurde von zwei Brüdern mit Nachnamen Friedrich gegründet – und die andere vom dritten Bruder, der tatsächlich Friedrich Friedrich hieß.“

Sie haben mal gesagt, Sie hätten sich der Umzugslogistik verschrieben, weil Sie nichts anderes könnten. Was muss man als Umzugslogistiker können?
Ich bin ein Organisationstalent und mag Kundenkontakt, beides ist in unserer Branche sehr wichtig. Klassisches Speditionsgeschäft und Umzugslogistik sind überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Wir transportieren nicht einfach Dinge, sondern – vor allem bei Privatumzügen – emotionale, ideelle Werte. Beim einen ist es eine Schallplattensammlung, im nächsten Fall sind es Plüschtiere. Die eine Wohnung ist vollgestellt, die nächste durchstrukturiert. Und dann gibt es Aufträge wie den Umzug eines Großkrankenhauses im laufenden Betrieb, den wir in diesem Jahr abgewickelt haben. Auf all das muss man sich einstellen.

Wie erleben Sie die Zeit seit Beginn der Pandemie? Hatten und haben die quasi dauerhaften Herausforderungen Einfluss aufs Geschäft?
Absolut. Während der Pandemie galt es plötzlich, mit jeder Menge Regelungen und Vorschriften umzugehen. Wir mussten die Besatzungen unserer Wagen verkleinern und deshalb mehr Fahrzeuge einplanen. Unsere Träger mussten mit Masken arbeiten, das hat sich natürlich auf die Leistungsfähigkeit ausgewirkt. Die hohen Teuerungsraten seit dem vergangenen Jahr wiederum haben nötige Aufwendungen in vielen Bereichen in die Höhe getrieben, denken Sie nur ans Verpackungsmaterial – und natürlich an die Lohnkosten.

FRIEDRICH FRIEDRICH Zahlen, Daten, Fakten 
Traditionsreiches und führendes Möbelunternehmen in der deutschen Umzugsindustrie, das auf nationaler und internationaler Ebene passgenaue Leistungen für Firmenumzüge, Privatumzüge oder Büroumzüge anbietet. Darüber hinaus zählen zum Angebot des Umzugsdienstleisters mit Sitz in Griesheim Selfstorage-Lagerung, modernes Warehousing in Containern und der professionelle Handel mit gebrauchten Büromöbeln.
https://www.friedrich-umzug.de/de

Sie haben noch immer direkten Kontakt zu Stammkunden. Warum ist Ihnen das wichtig?
Wir haben große Kunden, für die wir längst nicht nur Umzüge abwickeln, sondern viel umfangreicher als Logistikdienstleister im Einsatz sind. Wir nennen das Inhouse-Logistik. Einen entsprechend hohen Stellenwert haben diese Kunden für unser Geschäft. Bei dreien davon bin ich tiefer involviert, da will ich weiterhin aus erster Hand mitbekommen, was läuft. Das sind jeweils über viele Jahre gewachsene Beziehungen. Bei einem dieser Kunden sind wir mit einem Büro vor Ort, weil wir den kompletten Facility-Management-Bereich übernommen haben, der zum Beispiel auch Büroumbauten oder Umzüge von EDV-Einrichtung umfasst. Teils sind wir da sogar in die kaufmännische Planung involviert.  


Wir wollen Kümmerer sein.

Wie sieht ein typischer, von Ihrem Unternehmen organisierter und abgewickelter Umzug aus?
Den gibt es gar nicht, weil sich unsere Aufträge so stark voneinander unterscheiden. Da ist zum Beispiel der Privatumzug innerhalb der Region, bei dem ein Berater vor Ort alles in Augenschein nimmt, und am Umzugstag sind wir mit vier Leuten, einem Lkw und gegebenenfalls einem Außenaufzug im Einsatz. Auf der anderen Seite gibt es den Umzug eines Angestellten von New York nach Singapur. Da sind die Herausforderungen ganz andere, und wir arbeiten mit Partnerunternehmen vor Ort zusammen. Mitunter ziehen wir auch komplette Büros um. Da fahren wir dann mit 20, 30 Leuten vor und haben Equipment wie Transporthunde und Rampen dabei. Was allerdings alle Umzüge gemeinsam haben: Wir versuchen, alles schnell und akkurat hinzukriegen – und dabei für unsere Mitarbeiter so körperschonend und kraftsparend wie möglich.

Reine Umzüge sind eine einfache Aufgabe, längst schon leistet Friedrich Friedrich auch Komplexeres

Warum zählt Friedrich Friedrich seit so langer Zeit zu den führenden Umzugsunternehmen?
Dafür gibt es einige Gründe. Zunächst einmal sind wir gesund und organisch auf unsere heutige Größe von knapp 300 Mitarbeitern und einen Umsatz von 30 Millionen Euro im Jahr gewachsen. Hinzu kommt, dass wir uns spezialisiert haben: auf Krankenhauslogistik, aber auch auf Bürologistik, in der wir hier im Rhein-Main-Gebiet führend sein dürften. Und ein ganz wichtiger Punkt: Wir wollen Kümmerer und Problemlöser sein. Auch bei uns geht mal was zu Bruch, das kann man nicht verhindern. Aber jeder Kunde kann sich sicher sein: Wenn wir gebucht werden, dann kommen da nicht einfach vier starke Jungs mit 1000 Volt in den Armen, sondern dann erbringen wir eine von A bis Z durchgeplante, in vielen Fällen hochkomplexe Leistung.

Hat man nach 20 erfolgreichen Jahren in ein und demselben Unternehmen noch große berufliche Ziele und Träume?
Nein, den einen, großen Traum habe ich nicht mehr. Wenn wir weiterhin so gut durchs Fahrwasser kommen wie bisher und ich dabei weiterhin am Steuerrad stehen darf, dann bin ich zufrieden. Denn das bedeutet dann schließlich, dass fast 300 Familien ein vernünftiges Auskommen haben.

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