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Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Simon Spedition GmbH wollten wir mehr über das Unternehmen wissen. Im Januar konnte das Jubiläum aufgrund der Pandemie nicht so gefeiert werden, wie es geplant war. Wir sagen trotzdem: Happy Birthday!

An einem sonnigen Tag im Mai biege ich auf den großen Parkplatz der Spedition Simon im Darmstädter Gewerbegebiet ein. Im ersten Stock des Firmengebäudes in der Bunsenstraße 16-18 treffe ich zunächst auf die Seniorchefin Anneliese Ciancia und dann auf ihre beiden Töchter Anita Ruth (39 Jahre) und Diana Ciancia (43 Jahre). Ein wenig später kommt auch der Seniorchef Constantino Ciancia dazu.

Wie alles begann

Am Anfang stand eine Pferdestärke – damit gründete Philipp Simon, Annelieses Großvater, die Firma. Ein erster Eintrag fand sich im Stadtarchiv 1922. In den 1930er-Jahren wurde der erste Lkw angeschafft, und der Betrieb entwickelte sich zu einem kleinen Fuhrunternehmen.
Als Annelieses Vater 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, stieg er in die Firma ein. Zunächst kümmerte sich der Großvater weiter um den Nahverkehr, Heinrich Simon baute sukzessive den Fernverkehr auf. In den 1950er-Jahren hat sich Großvater Simon ganz aus dem Unternehmen zurückgezogen. Und dann startete die dritte Generation. Die Seniorchefin erzählt: „Ich habe direkt nach der Schule eine Ausbildung zur Speditionskauffrau gemacht und habe ab dem 1. Januar 1970 im elterlichen Betrieb gearbeitet.“ Zunächst arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Bruder Philipp Wilhelm an der Seite ihres Vaters in der Geschäftsleitung mit.

Speditionskauffrau contra Bankkauffrau

Eigentlich wollte Anneliese Ciancia zur Bank. „Das war mein Wunsch, ich wollte Bankkauffrau werden. Aber mein Vater sagte: ,Wir haben eine Spedition, du lernst Speditionskauffrau – fertig.‘“
Bereut hat sie diese Entscheidung nie: „Sonst wäre ich nicht über 50 Jahre dabeigeblieben.“ Bis heute macht ihr die Arbeit Spaß. „Einmal in der Woche komme ich her, meistens samstags, und schaue mir den Dispoplan an. Mich interessiert es immer noch, wohin die Reise geht und welche Fahrer unterwegs sind. Ich möchte das einfach wissen, denn ich habe früher auch selbst disponiert.“ Anneliese schaut zu ihrem Mann: „Wir helfen beide gerne mit, solange wir können, das hält uns fit.“ Constantino Ciancia, der 1978 eingestiegen ist, hat in der Firma schon alles gemacht – Berufskraftfahrer, allgemeine Reparaturen oder auch im Lager gearbeitet. Damals wie heute sieht er sich selbst als „Mädchen für alles“. Das bekräftigen auch seine beiden Töchter Anita und Diana. Sie selbst haben nie den Lkw-Führerschein gemacht. Diana lacht: „Was man nicht kann, muss man auch nicht machen!

Wie eine große Familie

Die Simon Spedition GmbH ist ein Unternehmen, in dem Fahrer und Mitarbeiter gerne arbeiten – viele sind schon 20 oder sogar 30 Jahre im Betrieb. „Für alle unsere Angestellten haben wir stets ein offenes Ohr, und wir helfen und unterstützen sie, wenn das im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt“, betont die Seniorchefin. „Unsere Angestellten wissen, dass sie mit allen ihren Problemen zu uns kommen können.“

Samstags, wenn Anneliese Ciancia vor Ort ist, gibt es um Punkt 11 Uhr Frühstück – das hat sich so eingebürgert. „Die Fahrer kommen rein, auch die Aushilfskräfte, und sie wollen frühstücken und sich ein bisschen unterhalten. Das haben wir auch in den Hochzeiten der Pandemie so gehalten, dann wurde eben mit Abstand und zeitversetzt gefrühstückt“, erzählt sie. Für viele Mitarbeiter hieß es während der Pandemie jedoch „Homeoffice“ – oder es wurde ihnen zumindest ermöglicht, in Einzelbüros zu sitzen. „Zum Glück haben wir hier ausreichend Platz und große Räume. Trotzdem bedeutete das auch für uns in vielen Bereichen zu improvisieren. Die Dispo muss beispielsweise eng zusammenarbeiten – da gab und gibt es keine Ausweichmöglichkeiten.

Tatsächlich gab es bei der Simon Spedition, trotz aller Vorsicht, einige Corona-Fälle. Auch unter den Fahrern. „Wir sind aber insgesamt betrachtet sehr gut durch die zwei Jahre Pandemie gekommen“, betont Tochter Diana. „Ich denke, wir hatten enormes Glück, und es hat uns nicht so getroffen wie viele andere in der Branche. Nur der Nachschub an Fahrzeugen hat gehakt. Das ist bis heute so, der Ukraine-Krieg hat die Situation nicht gerade verbessert.“ „Bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge mussten wir in der Planung umdenken“, ergänzt Anita. „Auch was die Finanzierung betrifft: Heute kann man die Finanzierung erst dann regeln, wenn das Fahrzeug bereits geliefert ist. Deshalb kalkulieren wir bei der Bestellung eines neuen Lkw inzwischen Minimum ein Jahr Vorlaufzeit ein.

Kundenzufriedenheit ist wichtig

Die Kunden konnte die Simon Spedition in den vergangenen 100 Jahren immer zufriedenstellen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. „Viele Kunden kenne ich von Anfang an, also seit mehr als 50 Jahren“, sagt die Seniorchefin. „Auch wenn wir kein großer Betrieb sind, so können wir schnell, flexibel, lösungsorientiert und unbürokratisch handeln – das schätzen die Kunden. Und natürlich die familiäre Atmosphäre, den persönlichen Kontakt und den persönlichen Einsatz unserer ganzen Familie und unserer langjährigen Mitarbeiter.”

Der Nachwuchs fehlt

Die Simon Spedition GmbH verfügt über 25 Fahrzeuge und hat 30 Fahrer beschäftigt. „Natürlich würden wir gerne aufstocken und auch mehr Fahrer beschäftigen, aber das ist schon seit einiger Zeit sehr schwierig“, sagt Anneliese Ciancia. „Das Problem kennen viele, die älteren Fahrer gehen in Ruhestand, meist richtig gute Leute, und der entsprechende Nachwuchs ist nicht da.“ Wenn sie sich den perfekten Fahrer wünschen könnten, wie würde der aussehen? „Er sollte natürlich richtig gut fahren können und zuverlässig sein.“ Da sind sich alle einig. Tochter Anita findet allerdings, dass sich die Arbeitseinstellung vieler Arbeitnehmer sehr verändert hat: „Da mangelt es bei einigen an der nötigen Motivation.“ Und sie ist sich sicher: „Wer beispielsweise nicht motiviert ist, den Beruf als Berufskraftfahrer auszuüben, der wird nicht dauerhaft durchhalten. Im Fernverkehr ist es so, dass ein Fahrer oft die ganze Woche im Einsatz ist. Wer gerne eine Familie gründen möchte und auch Zeit mit der Familie verbringen will, für denjenigen ist dieser Job natürlich weniger attraktiv.

Die vierte Generation

Diana, die ältere der beiden Ciancia-Töchter, ist bereits seit 2003 im elterlichen Betrieb. „Ich habe eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau und auch zunächst im Lehrbetrieb gearbeitet. In der Spedition meiner Eltern zu arbeiten, kam für mich erst einmal nicht in Frage. Als mein Lehrbetrieb dann allerdings zugemacht hat, habe ich beschlossen, es doch zu versuchen.“ Gerade zu diesem Zeitpunkt kam ein neuer Lagerkunde hinzu und Diana hat sich in diesen Bereich reingefuchst. „Da ich während meiner Ausbildung auch Lagerhaltung hatte, hat das ganz gut gepasst – das wurde sozusagen ,mein Baby‘.“ Heute ist sie für die komplette Auftragsabwicklung, Lohnbuchhaltung, Buchhaltung und Rechnungsstellung verantwortlich. „Alles Dinge, die ich auch prima von zu Hause aus, zum Beispiel abends erledigen kann.“ Für Diana, die zwei schulpflichtige Kinder hat, ein wesentlicher Vorteil. „So kann ich mir meine Arbeit sehr gut einteilen. Tagsüber auch mal mit den Kindern etwas unternehmen oder Sport machen.“ Anders sieht es bei der jüngeren Schwester Anita aus. Sie ist immer vorne an der Front. „Ich kam 2006 dazu.“ Sie hat im Gegensatz zu ihrer Schwester eine Ausbildung zur Speditionskauffrau gemacht, der berufliche Werdegang war bereits in eine bestimmte Richtung geplant. „Mir war schon klar, dass ich mit einer solchen Ausbildung später in den elterlichen Betrieb einsteige.“ Anita Ruth betreut das gesamte operative Geschäft und kümmert sich um die Disposition. Noch funktioniert übrigens alles ohne Telematiksysteme im Hause Simon. „Das funktioniert zwar, aber ist schon lange nicht mehr zeitgemäß“, lacht Anita. „Das steht als nächster Punkt ganz oben auf dem Plan.

Ein weiterer Punkt auf dem Plan ist ein großes Grillfest für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Simon Spedition GmbH. „Als kleiner Ersatz für die ausgefallene Feier zum 100-jährigen Jubiläum.

Zur Person:

Gegründet 1922, ist die Simon Spedition GmbH in Darmstadt ein Familienbetrieb in der vierten Generation. Die Spedition übernimmt unter anderem die logistische Abwicklung von europaweiten Transporten. Dieses familiengeführte Unternehmen zeichnen aus:

  • Zuverlässigkeit und Flexibilität
  • jahrzehntelange Kundentreue
  • moderner Fuhrpark
  • langjährige Mitarbeiter:innen in allen Bereichen
  • Seit vielen Jahren besteht ein enger Kontakt zur SVG Hessen eG und zum Fachverband Güterkraftverkehr Hessen.
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