Fotos: Autohof Bad Rappenau, Verena Müller, Autohof Wörrstadt, Tine Kirchmayer Fotografie, Autohof Wörrstadt
Er ist Geschäftsführer der „24-Autohöfe“ und Vorstandsmitglied der Vereinigung Deutscher Autohöfe e.V. (VEDA): Daniel Ruscheinsky über Autohöfe, Mittelstand und die praktische Umsetzung der Verkehrswende.
Hallo Herr Ruscheinsky, wo erwischen wir Sie denn gerade?
Daniel Ruscheinsky: Sie erwischen mich an meinem Schreibtisch bei der Überarbeitung des ersten Entwurfes unseres ersten eigenen VEDA-Magazins, das in Kürze in Druck gehen und zukünftig an allen Mitgliedsautohöfen ausliegen wird. Hier wollen wir unter anderem die schönsten Autohöfe Deutschlands vorstellen, die aktuellsten Updates zum Thema Mobilität der Zukunft geben, Hörbuchtipps für lange Autobahnfahrten mit unseren Lesern teilen, Fitnessübungen, um entspannter am Ziel anzukommen, und den ein oder anderen Geheimtipp entlang der deutschen Autobahnen verraten.
Wie war ihr bisheriger Werdegang?
Mein Vater Alexander Ruscheinsky hat das Unternehmen gegründet. Meine Schwestern und ich sind mit dem Thema Unternehmertum aufgewachsen und sehr stolz auf das, was unser Vater aufgebaut hat. Schon als Jugendlicher habe ich in unseren Autohöfen in der Küche, im Service und auch ein halbes Jahr in einem Subway-Restaurant gearbeitet und das Geschäft von der Pike auf gelernt. Sehr früh war mir klar, dass ich da unbedingt einsteigen möchte.
Familienunternehmen: Gründer Alexander Ruscheinsky, Tochter Roxanne, Sohn Daniel, Tochter Dr. Jessica Ruscheinsky und Mutter Helga (v.r.).
ZUR PERSON
Zusammen mit seinen Schwestern Roxanne und Dr. Jessica Ruscheinsky leitet Daniel Ruscheinsky die „24-Autohöfe“. 1996 von Vater Alexander gegründet, gehören zu dem Familienunternehmen inzwischen 15 Autohöfe in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und weiteren Bundesländern. 16-mal in Folge wurde das Unternehmen zur besten Autohof-Kette in Deutschland gewählt.
„24-Autohöfe“ werden seit 2007 jedes Jahr zur besten Autohof-Kette gewählt. Was macht Ihre Autohöfe so beliebt bei den Nutzern?
Als mittelständisches Familienunternehmen in zweiter Generation haben für uns gewisse Werte eine sehr hohe Priorität. Unser Ziel ist es, Partner zu gewinnen, die diese Werte teilen. Zwischen dem zentralen Management und unseren Pächtern besteht ein außergewöhnlich gutes Verhältnis. Durch unser über die Jahre optimiertes Gesamtkonzept und einen engen, regen Austausch erleichtern wir ihnen schon in der Eröffnungsphase den Einstieg maßgeblich. Dadurch entwickelt sich auch auf Pächterseite eine starke Motivation und Eigeninitiative. Unsere gesamten Autohofpartner pflegen einen regen Austausch untereinander und schaukeln sich im Team hoch. Wir haben überdurchschnittlich hoch motivierte Pächter, die mit Herzblut dabei sind, und diese Leidenschaft spüren die Kunden. Das Gesamtpaket aus Angebot, zeitloser Lage, gemütlichem Ambiente, Service und Gastfreundlichkeit spricht alle Kundengruppen gleichermaßen an. Unser Motto lautet nicht ohne Grund: „Jeder neue 24-Autohof muss besser werden als sein Vorgänger.“
Welche Dienstleistungen und Angebote sind Ihnen besonders wichtig, um den sich verändernden Bedürfnissen Ihrer Kunden gerecht zu werden?
Ein Autohof zeichnet sich durch vier Kernelemente aus: Gastronomie, Shop, Tankstelle – sowohl traditionell als auch für neue Antriebsformen – und (Lkw-)Parkplatz. In den vergangenen Jahren haben wir in all diesen Bereichen vieles dazugelernt. In der Gastronomie sind Selbstbedienung und Take-away-Produkte deutlich beliebter geworden. Auch Food-Automaten rücken im Zuge eines schnellen, effizienten Services immer mehr in den Fokus. Außerdem entwickelt sich zunehmend eine größere Nachfrage nach frischem und gesundem Essen. Früher gab es viel Fastfood, heute ist hier eine ganz andere Vielfalt. Im Shop sticht der steigende Umfang einzelner Artikel hervor. Das Sortiment nimmt sowohl quantitativ als auch in der Variation zu. Der Getränkebereich etwa ist mittlerweile dreimal so groß wie früher, da die Nachfrage nach Vielfalt (z. B. Energydrinks, zuckerfreie Softdrinks, Smoothies, Wein, Bier) sehr hoch ist. Die Kunden setzen zudem ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit voraus und erwarten von den Betreibern, diesbezüglich gut aufgestellt zu sein.
Der Autohof Wörrstadt liegt im businessPARK Wörrstadt an der Schnittstelle der Metropolregionen Frankfurt Rhein-Main und Rhein-Neckar.
„Autohöfe sind Mitgestalter der Verkehrswende“: der 24-Autohof im rheinland-pfälzischen Wörrstadt.
Und was beobachten Sie im Bereich Tankstelle und Parkplatz?
Die Erwartungen sind angesichts der Mobilitätswende nochmal größer. Während bei der Gründung unseres Unternehmens nur Benzin und Diesel getankt wurde, steigt heute die Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen. Elektro, Wasserstoff, Autogas, LNG oder AdBlue werden von den Autohöfen erwartet. Außerdem steigen die Sicherheitsansprüche, das gilt für Familien, aber auch für Berufskraftfahrer. Eine jahrzehntelange von der Regierung ungelöste Parkplatznot und daraus resultierende Verkehrsunfälle sowie eine steigende Zahl an Überfällen auf Lkw verlangen nach Sicherheitsparkplätzen mit geregeltem Parkraummanagement. Wir möchten an jedem Standort einen sicheren Stellplatz für die Fahrer und ihre Ladung bieten. Das geht in Hand in Hand mit Zusatzangeboten wie gepflegten sanitären Anlagen, einem Outdoor-Fitnesspark, Amazon Locker und Kultur an der Autobahn, um es für Fahrer so sicher, angenehm und erholsam wie möglich zu gestalten.
Sie sind auch Vorstandsmitglied bei der VEDA Vereinigung Deutscher Autohöfe. Welche Schwerpunktthemen sind Ihnen bei der Arbeit in der VEDA wichtig?
Aktuell ein sehr wichtiges Thema ist die geplante Förderung des Bundes für das Aufstellen von E-Lkw-Ladesäulen entlang der Bundesautobahnen, insbesondere auf den so unbeliebten unbewirtschafteten Raststätten, die nicht nur wegen der vielen Ladungsübergriffe gemieden werden. Die Autohöfe als wichtiger Bestandteil der deutschen Verkehrsinfrastruktur wurden hier – bewusst? – nicht berücksichtigt. Genau genommen werden die Aufsteller und Betreiber der E-Supercharger für Lkw durch steuerlich finanzierte Subventionen unterstützt, wenn sie auf den unattraktiven Parkplätzen der Autobahn investieren – und gehen auf Autohöfen leer aus. Die Autohöfe wären aber der effizienteste Partner, da diese von beiden Autobahnrichtungen und aus der Region zu erreichen sind, während die bundeseigenen Anlagen jeweils nur aus der aktuellen Fahrtrichtung anfahrbar sind. Die Autohöfe sind sehr sicher und die Lkw-Fahrer fühlen sich bei uns sehr viel wohler als auf einer schlecht beleuchteten, unbewirtschafteten PWC-Anlage, wo teils menschenunwürdige Verhältnisse herrschen und es keinerlei Verpflegungsangebot gibt. Dieses Vorgehen des Bundes bringt noch einen weiteren, nicht fassbaren Nachteil: Durch die Installation der flächenintensiven Ladeinfrastruktur werden wieder Tausende Lkw-Parkplätze vernichtet!
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen „24-Autohöfe“ und dem Bundesverband Freier Tankstellen (bft)? Und wie können Autohöfe und freie Tankstellen von der Kooperation profitieren?
Wir sind selbst Mittelständler und haben vor vielen Jahren den Bundesverband VEDA gegründet, in dem über die Hälfte aller privaten Autohöfe in Deutschland organisiert ist. Wir wissen, wie wichtig Verbandsarbeit ist. Gerade bei den Themen Beschilderung auf der Autobahn und Bekämpfung der Lkw-Parkplatznot hat die VEDA gezeigt, wie wertvoll diese Verbandsarbeit ist. Die Politik betont bei jeder Gelegenheit, wie stark sie hinter dem Mittelstand steht. Das zu glauben fällt schwer, dient sie doch den großen Strukturen und entscheidet permanent sogar gegen den Mittelstand. Wir unterstützen alle, die hier kompetent dagegenhalten und sehen im bft einen starken Verband mit einer sehr guten Führung, der nicht nur politisch wertvolle Arbeit für seine zahlreichen Mitglieder leistet. Wir freuen uns sehr, dass wir seit September 2023 Mitglied im bft sind. 24-Autohöfe und der bft: Da ergeben eins und eins in der Summe viel mehr als zwei. Auch auf die zukünftige intensive Zusammenarbeit mit der SVG, insbesondere mit Alexander Hillers, freue ich mich sehr.
Wie sehen Sie die Rolle von Autohöfen im Kontext der zukünftigen Mobilitäts- und Verkehrsentwicklung, und was sind Ihre persönlichen Visionen für die Zukunft der Autohöfe in Deutschland?
Autohöfe sind Hauptträger und essenzieller Mitgestalter der Verkehrs- und Mobilitätswende. Die Anbieter alternativer Energieformen versuchen, effektiv und kostensparend ihre Netze entlang der Autobahn aufzubauen. Die Erfahrung zeigt, dass dies hauptsächlich auf Autohöfen stattfindet, weil diese viel effizienter als Raststätten sind, da sie aus allen Fahrtrichtungen angefahren werden können. Bereits heute ist das Verhältnis von HPC-Ladern für Elektro-Pkw an Autohöfen 10:2 im Vergleich zu den bundeseigenen Raststätten an der Autobahn. Zweifelsfrei führt bei künftigen Innovationen, die den Ausbau eines bundesweiten Netzes entlang der Autobahn erfordern, kein Weg an den Autohöfen vorbei.
Die History Lounge im Autohof Wörrstadt empfängt die Gäste mit stylischem Ambiente.
Im Gastrobereich des Autohof Wörrstadt gibt’s neben Pizza, Döner und Burgern auch gesunde, frisch zubereitete Produkte aus dem 24-Bistro To Go.
VEDA
Die Vereinigung der Deutschen Autohöfe (VEDA e.V.) ist ein Bundesverband, der die Interessen seiner Mitglieder, und damit die mittelständischen Autohöfe in Deutschland, in Politik und Wirtschaft vertritt. Der Verband repräsentiert mit seinen 106 Mitgliedsautohöfen insbesondere die großen, leistungsfähigen Anlagen an den deutschen Autobahnmagistralen. Die Autohöfe sind in der Straßenverkehrsverordnung als offizieller Autobahnversorger verankert. Ein Meilenstein in der Arbeit der VEDA war etwa, dass in den 1990er-Jahren die Autohöfe auf der Autobahn ausgeschildert wurden. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Preisunterschiede zwischen Autohöfen und Raststätten. In allen Servicebereichen sind Autohöfe durchschnittlich um 21 Prozent günstiger als die Raststätten des Bundes direkt an der Autobahn, im Bereich der Kraftstoffe im Schnitt um 30–40 Cent.