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Im Dezember beschäftigte sich der Unternehmer- und Fernfahrer-Stammtisch am SVG-Rasthof Kirchheim mit winterlichen Straßenverhältnissen. Geradezu zwangsläufig rückten Fragen in den Fokus, die mit den Herausforderungen von Eis und Schnee zu tun haben.

Man sieht häufig nicht, wenn sich plötzlich Eis auf der Straße bildet. Das macht es so gefährlich. Davor habe ich wirklich Respekt!

Oliver Nicks

Oliver Nicks ist im Kombiverkehr unterwegs und verwies auf über 40 Tonnen Fremdgewicht. „Wenn das Ding abgeht, hast du keine Chance“, konstatierte der Profi. Er rät, die Scheibe auf Beifahrerseite leicht zu öffnen. „Wenn es aufhört zu rauschen, ist äußerste Vorsicht geboten“, sagte Nicks. Solange Nässe die Szene bestimme, könne man das Rauschen vernehmen. Wenn sich Eis gebildet habe, sei es vorbei mit dem Rauschen. „Dann ist Ruhe – und die Gefahr lauert“, fasste der Erfahrene zusammen.

„Im Zweifel warte ich ab“

Fahrer Steffen Haschke war von Bad Hersfeld zum SVG-Rasthof in Kirchheim gekommen.
Zum Auftakt der Woche hatte der Zufall-Mitarbeiter einen Transport nach Kiel übernommen. Dann war er in Norderstedt gewesen, hatte dort geladen und war anschließend zurück nach Fulda gefahren. „Morgen geht es von Neukirchen nach Wuppertal“, skizzierte der Hesse seine Pläne für den folgenden Tag. Insofern, fügte Haschke schmunzelnd hinzu, werde er die Nikolausgrüße an seine Frau und die drei Kinder nicht persönlich aussprechen, sondern über das Telefon in die Heimat schicken müssen.

Seit drei Jahren ist der Profi im Fernverkehr aktiv. Vorher hatte er 13 Jahre im Nahverkehr Lkw gefahren. „Danach war ich zwei Jahre am Bau tätig und mit einem Vierachs-Kipper unterwegs“, berichtete Haschke. Im nächsten Winter sollte er sich arbeitssuchend melden – „und zuhause bleiben“. Darauf hatte er keine Lust und wechselte zum Fernverkehr.

Wie reagiert Haschke auf winterliche Straßenverhältnisse?
„Wenn es geschneit hat und ich mit meinem beladenen Lkw oben auf der Kuppe stehe, um gleich darauf die Straße herunterzufahren, habe ich manchmal schon Respekt vor dem, was kommt“, räumte er ein. Ein ums andere mal tauchten die gleichen Fragen auf: „Wage ich es? Oder warte ich, bis das Streufahrzeug durchgefahren ist? Werden die Bremsen ziehen, oder nicht?“ Und das jedes Jahr aufs Neue. „Im Zweifel warte ich den Streudienst ab“, bevorzugt Haschke die sichere Variante.

Streufahrzeug überholen?

Emil Hahner war anzumerken, dass es sich um eines seiner Lieblingsthemen handelte. Insbesondere die Gefahren durch Dachlasten und deren Prävention mittels Schneegerüsten zählen zu den Herzensangelegenheiten des Referenten. Dazu passte, dass sich Hahner etwas Besonderes hatte einfallen lassen. Wer erwartet hatte, dass er seine Inhalte vortragen würde, sah sich
enttäuscht. Vielmehr lud er zum Quiz rund um die Herausforderungen der kalten Jahreszeit ein. Und so gab es kaum einen Aspekt,
den Hahner ausließ. Freigekratzte Scheiben spielten ebenso eine Rolle wie die angesichts der früh einsetzenden Dunkelheit besonders geforderte Fahrzeugbeleuchtung. Dem Bremsweg wandte er sich ebenso zu wie der rechtlichen Wirkung verschneiter Verkehrsschilder.

Darf der Fahrer den Motor laufen lassen, während er sein Gefährt vom Eis befreit? lautete eine Frage. Eine andere bezog sich auf die Rechte der Streufahrzeuge – eine weitere darauf, inwieweit Räumdienste überholt werden dürfen. Besondere Anforderungen an die Ausrüstung kam zur Sprache – etwa im Hinblick auf Schneeketten und die Pflicht zu Winterreifen, die in einigen Ländern Europas besteht. Muss ich Dachlasten wirklich abräumen? fragte er in die Runde. Damit kehrte Hahner zum Auftakt seiner Ausführungen zurück. „Ja, diese Pflicht gibt es“, ließ der Osthesse keinen Zweifel und verwies darauf, dass der Fahrer dafür zu
sorgen habe, dass er (mit seinem Fahrzeug) niemanden gefährde. Wer dagegen verstoße, dem drohen 80 Euro und ein Punkt in Flensburg als Sanktion. Folgt aus dem Verstoß ein Unfall, so erhöht sich die Geldbuße auf 120 Euro!

Arbeitsschutz beachten

Teilnehmer Alexander Theilig räumte ein: „Ja, ich habe Respekt vor winterlichen Witterungsverhältnissen, aber keine Angst.“ Letzteres bringe nicht weiter. Mit dieser Devise ist er seit 13 Jahren als Fernfahrer unterwegs. „Bislang ist alles gutgegangen“, bemerkte Theilig mit Genugtuung. „Der Winter bereitet mir keine Probleme, weder in Sachen Bereifung noch in anderer Richtung“, zeigte sich Manfred Hirth selbstbewusst.
Der ADAC-Repräsentant hat allen Grund zur Zufriedenheit. Schließlich ist er seit 60 Jahren unfallfrei unterwegs. Andreas Flügel lenkte den Blick auf den Neuschnee. „Gerade bei Lkw sind Dachlasten im Winter ein wichtiges Thema“, bestätigte er. Der Arbeitsschutz sei in einer solchen Situation erstes Gebot, ohne Gerüst gehe da nichts. „Deshalb sollten wir immer und überall darauf dringen, dass mehr Schneegerüste aufgebaut werden“, forderte er.
Es gelte, noch mehr und intensiver rund um Winterreifen und die erforderliche Profiltiefe zu informieren. „Da beobachten wir immer wieder erhebliche Lücken beim Wissen der Kraftfahrer“, so Flügel.

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