Der Abbiegeassisstent soll helfen, Fußgänger und vor allem Fahrradfahrer zu schützen, die sich im toten Winkel befinden. Fotos: Shutterstock/Michael Derrer Fuchs, shutterstock/addinia
Seit Juli 2024 müssen alle neu zugelassenen Fahrzeuge in der EU der neuen Straßensicherheitsrichtlinie entsprechen. Was das für Lkw bedeutet.
Um mehr als 30 Prozent ist die Anzahl der Unfälle unter Beteiligung von Lkw seit dem Jahr 1995 gesunken, während – laut Statistischem Bundesamt – gleichzeitig die Fahrleistung um 40 Prozent gestiegen ist. Ein großartiger Erfolg, aber freilich nur ein Zwischenziel. Null Verkehrstote und Schwerverletzte lautet das Ziel der EU-Initiative „Vision Zero“, das bis zum Jahr 20250 erreicht werden soll. Ein Meilenstein dahin ist die EU-Straßensicherheitsrichtlinie. Laut dieser „General Safety Regulation“ (GSR) muss jeder Lkw, der ab Juli 2024 in der Europäischen Union neu zugelassen wird, mit folgenden acht Sicherheitssystemen ausgestattet sein:
1. Notbremsanzeige
(ESS = Emergency Stop Signal)
Dabei blinken alle Richtungsanzeiger, um anderen Verkehrsteilnehmern anzuzeigen, dass der Lkw gerade eine Notbremsung durchführt.
2. Reifendrucküberwachung
(TPMS = Tire Pressure Monitoring Systems)
Während der Fahrt wird laufend der Druck aller Reifen überprüft und der Fahrer informiert, wenn Drücke zu hoch oder zu niedrig sind.
3. Abbiegeassistent
(BSIS = Blind Spot Information System)
Der Fahrer wird gewarnt, wenn sich beim Abbiegen Fußgänger und Radfahrer auf der Beifahrerseite des Lkw befinden.
4. Rückfahrwarnsystem
(REIS = Reversing Information System)
Kamera- oder Sensorsysteme warnen den Fahrer beim Rückwärtsfahren, wenn sich Personen oder Gegenstände hinter dem Fahrzeug befinden.
5. Informationssystem beim Anfahren
(MOIS = Moving Off Information System)
Radarsensoren informieren den Fahrer, wenn sich Personen oder Objekte vor dem Fahrzeug befinden.
6. Erleichterter Einbau von Alkohol-Wegfahrsperren
(ALC = Alcohol Interlocks) Eine Standard-Schnittstelle für den Einbau von Atemalkohol-Wegfahrsperren, die den Fahrer hindern, ab einem definierten Alkoholgehalt loszufahren.
7. Aufmerksamkeitsassistent
(DDAW = Driver Drowsiness and Attention Warning)
Überwacht die Aufmerksamkeit des Fahrers und gibt Warnungen und Erinnerungen aus, eine Pause zu machen.
8. Intelligenter Geschwindigkeitsassistent
(ISA = Intelligent Speed Assistance)
Kameras und eine GPS-verknüpfte Verkehrsschilderkennung warnen den Fahrer vor Geschwindigkeitsüberschreitung.
Insgesamt sieht die EU elf sicherheitsrelevante Funktionen vor. Die weiteren drei Funktionen (Ablenkungserkennung und -prävention, verbesserte direkte Sicht vom Fahrerplatz aus, Ereignisdatenschreiber für Unfälle) werden 2026 beziehungsweise 2029 folgen.
Die EU geht davon aus, dass die neuen Fahrzeugvorschriften bis 2038 mehr als 25.000 Menschenleben retten und mindestens 140.000 schwere Verletzungen vermeiden werden.