Credit: Privat
Der HVS wollte wissen, wie die Zufriedenheit in der Branche aussieht, und hat einen Fragebogen entwickelt, der sowohl
den Firmenchefs als auch den im Unternehmen beschäftigten Fahrern vorgelegt wurde.
Heinrich Brückmann, Transportunternehmen e.K., Edermünde
Das sagt der Chef, Ralf Brückmann:
Was hat sich in den vergangenen 10 Jahren in der Branche eklatant verändert?
In den letzten 10 Jahren haben sich die Fahrersituation, der Geldmarkt, die Verfügbarkeit von Lastwagen und auch von Ersatzteilen sehr verändert, die Kostensteigerung ist in allen Bereichen enorm. Erfolgreich neue Fahrer zu finden, ist ein sehr großes Problem.
Auch der immens gestiegene Verwaltungsaufwand und die notwendige Zuarbeit von z. B. Behörden und Gutachtern bremst uns bei der täglichen Arbeit immer mehr aus. Termine kurzfristig z. B. bei der Zulassungsstelle, Führerscheinstelle etc. zu bekommen,
wird immer schwieriger, genauso, wenn die Fahrer Termine bei den Fachärzten benötigen.
Wie viele Fahrer beschäftigen Sie? Wie sieht die Altersspanne aus?
Wir beschäftigen 51 Fahrer und eine Fahrerin, unser Fuhrpark umfasst 48 Lkw. Der Altersdurchschnitt beträgt etwa 50 Jahre, der jüngste Fahrer ist aktuell 26 Jahre, der älteste 64 Jahre. Wir haben eine eher geringe Fluktuation, da ich Wert auf Beständigkeit lege. Im Schnitt sind Fahrer bei uns 11 Jahre beschäftigt.
Was tun Sie, um Fahrer zu halten?
Bei uns herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Wir zahlen beispielsweise einen Beitrag zum Fitnessstudio, das wurde allerdings in den vergangen zwei Jahren der Pandemie eher weniger genutzt. Wenn es passt, dann frühstücken wir zusammen. Mir ist es wichtig, jedem Mitarbeiter persönlich zu seinem Geburtstag zu gratulieren und ihm einen Gutschein für ein Einkaufszentrum zu schenken. Darüber hinaus gibt es bei uns ordentliche Fahrzeuge, eine pünktliche Lohnzahlung, Weihnachtsgeld, eine
transparente Abrechnung und wir haben immer ein offenes Ohr für die Probleme der Fahrer. Wenn wir können, geben wir Hilfestellungen in vielen Bereichen. Wir wertschätzen jeden Mitarbeiter als einen wichtigen Teil unseres Unternehmens. Aus diesem Grund zahlen und organisieren wir beispielsweise auch die Weiterbildungen im Rahmen des BKrFQG.
Blick in die Zukunft: Was denken Sie, wie sich die Transport- und Logistikbranche aufstellen muss, um nicht in absehbarer Zeit vor dem „Kollaps“ zu stehen?
Die gesamte Wirtschaft muss sich auf den Personalmangel in allen Bereichen einstellen. Ich denke, viele Abläufe bei den Kunden, beispielsweise Verladung und Entladung, müssen besser den Bedürfnissen der Fahrer angepasst werden. Beispielsweise müssen Fahrer oft bei der Be- und Entladung sehr lange auf die Papiere warten. Dadurch, und auch aufgrund der Probleme im Straßenverkehr, sind exakte Termine fast nicht mehr einzuhalten. Denn die Fahrer sollen ja nicht nur Termine einhalten, sondern müssen auch ihre Lenk- und Ruhezeiten im Blick haben und zusätzlich die Zeit einkalkulieren, die sie bei der Suche nach einem Parkplatz benötigen. Stressmomente sind dabei an der Tagesordnung. Ein bisschen mehr Respekt und Achtung würde an dieser Stelle guttun. Einfach ein Klima, in dem die Fahrer merken, dass sie willkommen sind, weil sie gebraucht werden.
Das sagen die Fahrer:
Ruben Lehmann arbeitet seit 20 Jahren bei Brückmann, er fährt und bedient bei Brückmann einen Lkw mit Ladekran. Er hat mit 21 Jahren den Lkw-Führerschein gemacht, weil er gerne Wechselbrücken fahren wollte.
Andreas Strippel ist gelernter Kfz-Mechaniker und arbeitet seit 20 Jahren als Berufskraftfahrer, davon 12 bei Brückmann. Er ist für den Transport von Seecontainern zuständig.
Carsten Rehm arbeitet seit 18 Jahren bei Brückmann und ist im Baustellenverkehr mit einem 4-Achs-Kipper eingesetzt. Er hat eine Ausbildung im Straßenbau hinter sich und arbeitet seit 2004 als Berufskraftfahrer. Er hat aus Interesse den Lkw-Führerschein gemacht, um in diesem Beruf arbeiten zu können.
Was gefällt Ihnen im Team Brückmann besonders gut?
RL: Dass man in Ruhe seine Arbeit machen kann und die familiäre Atmosphäre.
AS: Dass man sich untereinander hilft und dass der Chef, Ralf Brückmann, immer ein offenes Ohr für alle seine Angestellten hat.
CR: Der familiäre Zusammenhalt, als Arbeitgeber sehr zuvorkommend, es ist alles perfekt.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich von Ihrem Arbeitgeber wünschen?
RL: Wunschlos glücklich!
AS: Ein Trikot von den Huskies, Herr Brückmann ist bei den Kasseler Huskies im Sponsoring tätig.
CR: Wunschlos glücklich!
Warum haben Sie diesen Beruf gewählt? Was gefällt Ihnen besonders gut?
RL: Mir macht es Spaß, Lkw zu fahren, und ich arbeite gerne mit den Kunden zusammen. Schön ist es auch, zumindest teilweise, sein „eigener Herr“ zu sein.
AS: Ich war damals arbeitslos und habe aus der Not heraus angefangen, Lkw zu fahren. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, man hat jeden Tag mit verschiedenen Menschen zu tun.
Stichwort Fahrermangel – was, denken Sie, sollten Politiker oder auch Arbeitgeber tun, um mehr Anreize für Berufskraftfahrer zu schaffen?
RL: Mehr Gehalt! Nicht alle 5 Jahre Module machen zu müssen, eher alle 10 Jahre. Und vielleicht besser nur aktuelle Sachen und nicht immer wieder alles von vorne. Die Parkplatzsituation auf Raststätten verbessern, Spesen erhöhen, vergünstigte Preise für Berufskraftfahrer in Raststätten. Allgemein: den Beruf attraktiver gestalten.
AS: Zum einen müssten die Kosten für den Lkw-Führerschein für die Berufseinsteiger gesenkt werden. Und zum anderen müssten weitere anfallende Kosten, beispielsweise für regelmäßige ärztliche Untersuchungen, Fahrerkarte, Führerschein, Fahrerqualifizierungsnachweise, übernommen werden.
CR: Preise für den Führerschein senken, Vergünstigungen bei den Steuern.
Ruben Lehmann, Sie haben im vergangenen Jahr den Einsatz im Ahrtal mit organisiert – was treibt Sie zu solchen sozialen Aktionen?
RL: Privat bin ich in der Freiwilligen Feuerwehr sehr engagiert. Und da ist so etwas wie meine Hilfe im Ahrtal anzubieten selbstverständlich.
Tunc Trans GmbH, Hainburg
Das sagt der Chef, Bayram Tunc:
Sie sind ein Familienunternehmen, das seit 1989 als Transportunternehmen im Rhein-Main-Gebiet aktiv ist. Nach Ihrem Empfinden: Was hat sich in den vergangenen 10 Jahren eklatant verändert?
In den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl der Arbeitskräfte enorm reduziert. Dies ist aus Unternehmersicht die größte und auch die belastendste Veränderung. Sollte keine schnelle Lösung gefunden werden, wird es in den kommenden Jahren immer schwerer werden, Personal zu finden. Das Berufsbild und das Image des BKF müssen dringend verbessert werden. Aktuell werden sie nur als Lieferanten gesehen, die Waren von A nach B liefern. Sie sind aber eine tragende Kraft der Gesellschaft.
Ohne sie würde es uns in allen Bereichen an Produkten fehlen. Dazu gehört auch das Umfeld, in dem die Fahrer:innen beschäftigt sind. Dabei spielen beispielsweise die mangelnden Parkmöglichkeiten auf den Autobahnen eine Rolle und auch die oft mangelhaften sanitären Anlagen. Momentan ist die Fahrzeugbeschaffung ein weiteres Problem. Die Produktion der neuen Fahrzeuge benötigt mehr Zeit, da Einbauteile fehlen. Weitere Themen, die zurzeit die meisten in der Branche beschäftigen:
Hohe Dieselpreise, Ersatzteilpreise, Umlagekosten usw.
Wie viele Fahrer beschäftigen Sie? Wie sieht die Altersspanne aus?
Aktuell haben wir 105 Mitarbeiter, davon 96 Berufskraftfahrer:innen, 9 weitere Mitarbeiter sind auf die Werkstatt und das Büro verteilt. Der jüngste Fahrer ist 25 Jahre alt und der älteste ist 71 Jahre jung. Die Fahrer sind meist lange bei uns, einige 10 Jahre, wir haben aber auch Fahrer, die sind über 15 Jahre bei uns beschäftigt.
Was tun Sie, um Ihre Fahrer zu halten?
Wir haben ein sehr familiäres Arbeitsklima, das gefällt den Mitarbeitern gut. Im Sommer grillen wir oft spontan zusammen, aber wir veranstalten auch ein großes Sommerfest. Ein wichtiger Aspekt ist sicher, dass man Zeit hat, sich auch Probleme anzuhören und gemeinsam eine Lösung zu finden. Ein weiterer Faktor, um Fahrer zu halten: das Arbeits-
Equipment. Das fängt beispielsweise mit dem Lkw an: Ist dieser gewartet und werden Schäden oder Fehlermeldungen schnell behoben?
Die pünktliche Lohnauszahlung ist darüber hinaus ein wichtiger Punkt. Auch viele Kleinigkeiten machen Freude – sei es das gemeinsame Frühstück, ein Tankgutschein oder Ähnliches.
Blick in die Zukunft: Was denken Sie, wie sich die Transport- und Logistikbranche aufstellen muss, um nicht in absehbarer Zeit vor dem „Kollaps“ zu stehen?
Fahrermangel ist ein Thema, das fast alle in der Branche betrifft. Der Erwerb des Führerscheins ist zu schwer und zu teuer. Dabei sind heutzutage die Lkw durch verschiedene Assistenzfunktionen einfacher zu bedienen. Insgesamt geht das in die falsche Richtung, wenn nicht mehr dafür getan wird, auch junge Menschen für den Beruf des Kraftfahrers zu begeistern. Gut wäre es, die Modulpflicht für ältere Fahrer aufzuheben, viele weigern sich aus finanziellen Gründen, die Module alle 5 Jahre zu wiederholen, nur um den Führerschein zu behalten. Die ärztlichen Kontrollen könnten ebenfalls subventioniert werden. Dann wäre es auch einfacher, Aushilfsfahrer zu beschäftigen.
Das sagen die Fahrer:
Ronny Reinhardt ist gelernter Schreiner und Möbelmonteur und arbeitet seit 12 Jahren bei Tunc Trans als Lkw-Fahrer im Nahverkehr auf einem 40 Tonner Sattelzug. Nach knapp 4 Jahren hatte er eine kurze Auszeit, um sich im Bereich Fuhrparkleitung weiterzubilden. Er kehrte danach zurück zu Tunc Trans, um gemeinsam neue Ziele zu erreichen.
Kevin Hoffmann ist ausgebildete Fachkraft für Lagerlogistik, seit dem 1. November 2020 Berufskraftfahrer. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet er bei Tunc Trans.
Was gefällt Ihnen bei Tunc Trans besonders gut?
RR: Die Frage ist leicht zu beantworten: Bei Tunc Trans ist man nicht nur Fahrer oder Leiter einer Abteilung, man ist in erster Linie Mensch. Bei Problemen versucht die Firmenleitung immer, den Mitarbeiter zu unterstützen. Das findet man heute nur selten. Bei Tunc Trans werde ich gesehen, gehört und trotz der Größe des Unternehmens wahrgenommen.
Verbesserungsvorschläge werden angenommen, gemeinsam wird versucht, Leistung zu optimieren und zu verbessern. Wichtig in dieser Zeit: Der Lohn wird immer pünktlich gezahlt, das ist auch keine Selbstverständlichkeit mehr. Das Betriebsklima ist freundlich, und es gibt auch keinen Wartungsstau bei den Fahrzeugen.
KH: Mir gefällt es, dass wir nicht nur Kollegen, sondern inzwischen auch Freunde sind und wir uns gegenseitig unterstützen und helfen. Die Vorgesetzten kann man immer ansprechen, wenn man Probleme hat. Dafür bin ich sehr dankbar, das weiß ich zu schätzen.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich von Ihrem Arbeitgeber wünschen?
RR: Hier gibt es keinen Bedarf. Das Unternehmen ist immer daran interessiert, dass es allen gut geht, und das ist das A und O. Bei der Fahrzeugbeschaffung wird versucht, auf die Wünsche der Fahrer einzugehen – das funktioniert natürlich nicht immer zu 100 Prozent. Der Fuhrpark ist modern und dem Fahrer fehlt es bei den Fahrzeugen an nichts. Was man benötigt, erhält man ohne Probleme.
Warum haben Sie diesen Beruf gewählt? Wie lautet Ihre Empfehlung an den Nachwuchs?
RR: Mir gefällt die Abwechslung: jeden Tag neue Kunden und andere Orte. Der Nachwuchs kann sich auf innovative und weiterentwickelte Fahrzeuge freuen. Die Technik ist so weit fortgeschritten, dass es einfach Spaß macht, mit einem so großen Lkw zu fahren. Wer die Freiheit liebt und gerne sein eigener Herr sein möchte, ist in diesem Job genau richtig. Oft muss man schnell und selbstständig Entscheidungen treffen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und lässt einen im Kundenkontakt sicherer auftreten. KH: Mein Vater war Berufskraftfahrer, und ich habe mich dann dazu entschlossen, das ebenfalls zu machen. Dem Nachwuchs kann ich nur empfehlen, dass sie, wenn es ihr ausdrücklicher Wunsch ist, Berufskraftfahrer zu werden, es sich auf keinen Fall ausreden lassen sollen.
Stichwort Fahrermangel – was, denken Sie, sollten Politiker oder auch Arbeitgeber tun, um mehr Anreize für Berufskraftfahrer zu schaffen?
RR: Hier ist eindeutig die Politik gefragt. Ein Beispiel: Mich kostete der Führerschein damals 2.000 Mark, heute kostet er schnell mal
8.000 Euro. Wer ist schon bereit, einen solchen Betrag zu zahlen und am Ende mit einem Gehalt nach Hause zu gehen, für das andere gar nicht erst arbeiten würden? Einen großen Handlungsbedarf sehe ich auch in dem enormen Parkplatzmangel. Nach 17 Uhr noch einen vernünftigen Parkplatz zu finden, ist nahezu unmöglich.
KH: Ich finde, man sollte den Job mehr wertschätzen und je nachdem, in welchem Bereich man fährt, sollte man die Arbeitsbedingungen verbessern.
Ludwig Kreiling GmbH & Co. KG, Gießen
Das sagt einer der Mitinhaber, Julian Kreiling:
Was hat sich in den letzten Jahren in der Branche eklatant verändert?
Ich bin seit 8 Jahren in der 6. Generation in unserem Betrieb. Nach meiner Ausbildung zum Bürokaufmann habe ich mich zum Verkehrsleiter weitergebildet und den Führerschein in der Klasse CE gemacht. Während meiner Zeit bei uns im Unternehmen hat sich bereits einiges geändert – Kosten steigen in jeglicher Hinsicht, die Aufgaben und Dienstleistungen werden immer vielfältiger und auch komplizierter. Die Beschaffung von Neufahrzeugen wird teurer und langwieriger, Lieferzeitpunkte sind nicht mehr verlässlich. Die Situation für uns als Disponenten, aber auch für die Fahrer wird ebenfalls immer unattraktiver. Dabei spielt die geringe Wertschätzung gerade in der Bevölkerung eine Rolle. Dazu kommen veränderte Vorstellungen und Ansprüche der Berufskraftfahrer. Gerade die Jüngeren legen mehr Wert auf Freizeit und Familie – das passt oft nicht mehr zum Berufsalltag eines Fahrers.
Wie viele Fahrer beschäftigen Sie aktuell, wie sieht die Altersspanne aus?
Der Fuhrpark umfasst insgesamt 37 Fahrzeuge. Beschäftigt sind 35 Fahrer, ausschließlich Männer. Der jüngste Fahrer ist unser Azubi, er ist 18 Jahre alt, der älteste Fahrer ist 63 Jahre.
Sie bilden selbst aus, haben Sie damit gute Erfahrungen gemacht? Bleiben die Fahrer nach ihrer Ausbildung im Betrieb?
Insgesamt können wir sagen, dass es zwar hilfreich ist, selbst auszubilden, aber leider haben die meisten Auszubildenden den Betrieb bereits vor Beendigung der Ausbildung oder mit der Absolvierung der Abschlussprüfung verlassen. Dabei bieten wir den Azubis die Möglichkeit, die vielen unterschiedlichen Fahrzeugtypen kennenzulernen und zu fahren. Momentan haben wir zwei junge, engagierte Azubis beschäftigt.
Wie lange sind Ihre Fahrer im Unternehmen und was tun Sie, um Ihre Mitarbeiter möglichst langfristig zu binden?
Wir versuchen, die Fluktuation möglichst gering zu halten, denn unser Ziel ist es, die Mitarbeiter ins Unternehmen mit einzubeziehen und sie damit lange an uns zu binden. Die Fahrer haben ihre eigenen Lkw und ein gewisses Mitspracherecht, wenn es um die Ausstattung und Wahl von Neufahrzeugen geht. Da wir noch eine gesunde Unternehmensgröße besitzen, sind wir auch bestrebt, ein offenes Ohr für Probleme zu haben und auch in privaten Angelegenheiten zu unterstützen. Bei uns
sind die Fahrer keine Nummer, sondern hinter jedem Steuer sitzt ein Mensch, dem wir auf Augenhöhe begegnen. Einmal im Jahr veranstalten wir ein großes Firmenfest. Das findet 2022 endlich wieder statt.
Wie bezeichnen Sie die Atmosphäre in Ihrem Unternehmen?
Bei 35 Fahrern geht es im Alltag auch mal ruppiger zu. Trotzdem würde ich die Atmosphäre noch als recht familiär bezeichnen. Selbst wenn es mal laut wird, sind wir alle bestrebt, danach wieder normal miteinander umzugehen.
Blick in die Zukunft: Was denken Sie, wie sich die Transport- und Logistikbranche aufstellen muss, um nicht in absehbarer Zeit vor dem „Kollaps“ zu stehen?
Ich finde, der Zugzwang liegt nicht ausschließlich bei der Branche selbst. Natürlich sind der Umgang, die Entlohnung und Wertschätzung in einem wahrscheinlich großen Teil der Branche unterdurchschnittlich. Aber seit der Pandemie hat sich da einiges verändert. Dadurch, dass es teilweise Engpässe gab, ist der Stellenwert des Fahrers gestiegen. Das haben auch die Fahrer gespürt und suchen sich ihre Arbeitgeber sehr genau aus. Auch die Gesellschaft sowie die Politik tragen ihre Mitschuld an der momentanen Situation. Beispielsweise hat der Wegfall der Wehrpflicht einen gewissen Teil an immer wieder nachkommenden Kraftfahrern eliminiert. Gerade weil ich selbst Unternehmer bin, kann ich mir das eigentlich nicht wünschen, aber vielleicht wäre es nicht verkehrt, wenn ein Kollaps eintreten würde. Dann würde sich das Bewusstsein vieler verändern und es würde etwas passieren.
Das sagt ein Fahrer:
Daniel Groß hat bereits in verschiedenen Branchen gearbeitet, seit Oktober 2020 arbeitet er als Berufskraftfahrer bei Kreiling.
Was gefällt Ihnen bei Ihrem Arbeitgeber besonders gut?
Fahrzeuge werden zügig repariert beziehungsweise instandgehalten. Lohn ist immer überpünktlich da. Man wird noch als eigene Persönlichkeit wahrgenommen. Private oder persönliche Probleme kann man ansprechen und es wird dann versucht, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Warum haben Sie diesen Beruf gewählt? Haben Sie eine Empfehlung an den Nachwuchs?
Durch Freunde und Bekannte bin ich auf diesen Beruf aufmerksam geworden. Nach ein paar Gesprächen habe ich mich dazu entschieden, den Führerschein CE und die beschleunigte Grundqualifikation zu machen.
Meine Empfehlung an den Nachwuchs: An erster Stelle muss man Spaß am Fahren haben. Mir gefällt das Gefühl von Freiheit und dass mir nicht dauernd jemand über die Schulter schaut. Natürlich ist man angestellt und hat seine Aufgaben zu erledigen. Trotzdem ist man auch irgendwie sein „eigener Chef“.
Stichwort Fahrermangel – was, denken Sie, sollten Politiker oder auch Arbeitgeber tun, um mehr Anreize für Berufskraftfahrer zu schaffen?
Das Berufsbild transparenter gestalten? Abschreckend sind für viele die hohen Kosten für die Ausbildung beziehungsweise für den Führerschein und die Grundqualifikation. Auch, dass sich der Beruf so schlecht mit einer Familie vereinbaren lässt, hindert sicher viele daran, als Berufskraftfahrer zu arbeiten. Das könnte vielleicht besser geregelt werden.